meine beste englische Freundin Shabs

Ein Auslandsjahr in der Schulzeit – Teil 4: Welches Land? Welche Organisation?

Wenn man sich zu einem Auslandsjahr entschlossen hat, kommen ziemlich schnell zwei Fragen auf: In welches Land möchte ich reisen? Und mit welcher Organisation? Diese Fragen lassen sich natürlich nicht direkt beantworten, denn das hängt ganz davon ab, was man möchte, aber hier werde ich ein wenig bei der Entscheidung helfen.

 

Welches Land?

Die Frage nach dem zu bereisenden Land bringt weitere Fragen mit sich. Die Hauptfrage dabei ist wohl: Was möchte ich mit diesem Jahr erreichen und bewirken?
Möchtest Du eine viel gesprochene Sprache besonders gut sprechen können? Oder lieber eine Sprache, die geheimnisvoll ist und nicht jeder kennt? Eine Sprache, die zwar nicht besonders viel gesprochen ist, aber besonders schwer zu erlernen?
Oder kommt es Dir eher auf die Kultur an? Möchtest Du eine bekannte Kultur mal so richtig kennenlernen, etwa die amerikanische? Oder möchtest Du mal etwas völlig neues und fremdes erleben?
Oder siehst Du das Auslandsjahr eher als Möglichkeit, dem Alltag zu entkommen? Möchtest Du vielleicht sogar in ein fernes Land reisen, in das man im Urlaub nicht so schnell kommt oder für das ein Visum schwer zu bekommen ist?
Wie man sieht, gibt es viele Fragen zu beantworten. Ob man jetzt nach Amerika oder Afrika fährt, ist ein riesiger Unterschied. Ich persönlich habe mich damals für England entschieden, weil ich zum einen Englisch und die englische Kultur liebte, zum anderen auch die Weltsprache sehr gut sprechen können wollte. Jetzt bin ich zwar froh, meine Sprachkenntnisse in dem Sinne erweitert zu haben, andererseits hätte ich Englisch auch leicht mit Kursen in Deutschland ähnlich gut lernen können, während es mir schwerer fällt z.B. Japanisch zu lernen (besonders weil dort die Kurse so teuer sind), und die japanische Kultur zu erleben wäre wahrscheinlich noch etwas aufregender gewesen als die englische, die unserer Kultur relativ ähnlich ist.
Ich bereue meine Entscheidung für England kein Stück, denn ich habe viele wundervolle Sachen erlebt und liebe die englische Kultur nun umso mehr. Trotzdem würde ich, wenn ich mich noch einmal entscheiden könnte, wahrscheinlich doch ein ferneres Land wie Japan oder gleich ein völlig unbekanntes Land wie Island wählen. Aber das hängt natürlich davon ab, was man will ;).

 

Welche Organisation?

Da ist natürlich nur mit einer Organisation gereist bin, kann ich dazu noch so viel sagen. Trotzdem hier ein paar Worte.
Ich bin mit der Organisation EF gereist und kann hier direkt sagen, dass ich diese nicht weiterempfehlen würde! Anfangs wurde uns gesagt, die Familien bekämen kein Geld für unseren Aufenthalt, womit vermieden werden sollte, dass Familien Schüler nur des Geldes wegen aufnehmen. Relativ schnell aber mussten meine norwegische Gastschwester und ich herausfinden, dass die Gastfamilien 7 Pfund am Tag bekamen, also etwa 210 Pfund im Monat, was nicht gerade wenig ist, wenn man bedenkt, dass die Gastfamilie einem lediglich Frühstück und Abendessen geben muss (und natürlich Wasser und Strom). Natürlich ist das kein großer Gewinn, wenn die Gastfamilie nett ist und einem zusätzlich viel Internet, Fernsehen und Telefon bietet sowie Essen rund um die Uhr (wie meine Gastmutter), wenn man allerdings nur die Pflichten befolgt mit Abendessen und Frühstück und einer Stunde Internet am Tag, kann man durchaus ein wenig rausschlagen.
Darüberhinaus bekommen die sog. IECs (meistens zwei Mitarbeiter, die für eine bestimmte Region des Landes zuständig sind) jeden Monat Geld, um etwas mit den Schülern der Region zu machen und sollten sich eigentlich einmal im Monat mit diesen Treffen und sie nach ihrem Aufenthalt fragen und vor allem Probleme helfen zu lösen und einen angenehmen Aufenthalt versichern. Während unsere IECs uns nicht nur damit vernachlässigten, indem sie uns geschlagene zwei- oder dreimal im ganzen Jahr trafen und jedem ein schlechtes Gewissen machten, der die Familie wechseln wollte und sich bei diesem Prozess auch noch unheimlich lange Zeit ließen, nein, sie waren gleichzeitig auch noch so ziemlich die schlechteste Gastfamilie dieser Region. Eine ihrer zwei Gastmädchen bevorzugten sich ziemlich offensichtlicher Weise, die andere beschuldigten sie Vergehen, die sie nie begangen hatte (z.B. dass sie einen schwarzen Fleck auf den Teppich in einem Zimmer gemacht hätte, das sie fast nie betrat, und musste diesen Schaden bezahlen), und lästerten bei ihren Freunden (also denen der Gastfamilie) über sie und beleidigten sie als “bitch” und erzählten ihnen, dass sie sie hassten und solcherlei Dinge.
Zwei waren die Mitarbeiter und Kontakte in Deutschland und London etwas netter, doch auch da ließ man sich Zeit mit Unterstützung. Natürlich ist EF nicht in jedem Land und nicht in jeder Region so schlecht und unzuverlässig und gerade in Deutschland hatten wir eigentlich einen guten Eindruck von ihnen bekommen, und ich habe auch von Schülerinnen gehört, die mit der Organisation keine Probleme hatten. Trotzdem gewann man den Eindruck, dass z.B. der auszufüllende zehn Seiten lange Steckbrief über sich selbst, der bei der Auswahl der richtigen Gastfamilie und Stadt helfen sollte, überhaupt keine Auswirkungen auf die tatsächlich Wahl hatte. Während ich aus einer Stadt mit etwa 300.000 Einwohnern komme, kam meine norwegische Gastschwester aus einer kleinen Stadt mit 20.000 Einwohnern ganz im Norden von Norwegen. Sie gab an, sie wolle unbedingt aufs Land, am besten auf eine Farm, ich gab an, dass ich mit sowohl Stadt als auch Land wünsche. Unser Steckbrief unterschied sich in vielen Dingen drastisch. Trotzdem kamen wir beide in eine total touristische, große Stadt, in der bevorzugt einfach Leute leben und so gut wie ohne Natur in unmittelbarer Nähe. Unsere erste Gastfamilie (wir wechselten nach etwa 2-3 Monaten) hatte überhaupt gar nichts mit uns gemeinsam, und wir wussten nichts miteinander anzufangen. Meine Gastschwester und ich verstanden uns zum Glück auf Anhieb super, und wir waren beste Freundinnen in diesem Jahr und sind es natürlich immer noch, aber das war nur Glück, denn bei nicht wenigen anderen Kombinationen von Mädchen kam es zu ordentlich Streit…
So haben ich also einen sehr negativen Eindruck der Organisation EF gewonnen. Vielleicht ist sie, wie gesagt, in anderen Regionen und Ländern besser, und ich entschuldige mich schon im Voraus, wenn ich anderen Mitarbeitern unrecht tue, aber so ist eben ein Eindruck und zumindest für England sollte keiner diese Organisation wählen.

Von der Organisation AFS hingegen habe ich bisher nur Gutes gehört, und viele Freunde, die mit dieser Organisation reisten, sind sehr zufrieden. Aus erster Hand kann ich das allerdings nicht beurteilen. Außerdem gibt es noch viele andere Organisationen da draußen, die alle immer wieder mal Informationsveranstaltungen haben, also einfach mal vorbeischauen, Personal, Leistungen und Preise vergleichen und die Organisation wählen, die einem am Meisten zusagt ;).

 

Das war alles, was ich zur Länder- und Organisationswahl zu sagen hatte. Im nächsten Artikel werde ich dann genauer auf meine Erfahrungen speziell mit England eingehen, für alle, die darüber nachdenken, nach England zu gehen.

 

Übersicht

Vor- und Nachteile
Erfahrungen
Tipps
Welches Land? Welche Organisation?
Meine Erfahrungen mit England
Zusammenfassung und Fazit

Und was denkst du dazu?

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