Kathi, Leila, ich und Nadja (von links nach rechts)

Wir brauchen keinen Guide … ! (Mbeya mit Kathi, Leila und Nadja)

Am Samstag, den 26. Dezember, haben Kathi, Leila und ich uns auf den Weg nach Mbeya gemacht, um diese Stadt ein wenig zu erkunden und abends Nadja vom Busbahnhof Stendi Kuu abzuholen. Nadja[1] sollte nämlich bis zum 01.01.2016 bei mir bleiben.

Nachdem wir erst einmal eine Stunde länger gebraucht haben, um loszukommen[2], sind wir dann irgendwann endlich mit dem Daladala losgefahren. Um etwa 13 Uhr kamen wir in Mbeya an und sind zuerst zum Catholic Youth Center gelaufen, wo wir übernachten sollten. Dort wussten wir erst einmal gar nicht, wo wir hingehen sollten, um unsere Zimmer in Empfang zu nehmen. Wir sind also ein bisschen auf dem Gelände herumgelaufen, bis wir an einem Zimmer vorbeikamen, dessen Tür offen stand und so den Blick auf zwei ältere Weiße[3] freigab. Diese stellten sich als Amerikaner raus, die ihre Tochter, eine Freiwillige, besuchten. Sie haben uns gezeigt, in welchem Zimmer die Freiwilligen sind, sodass wir diese um Rat fragen konnten. In der Unterhaltung mit den Freiwilligen fanden wir heraus, dass die amerikanischen Freiwilligen immer zwei Jahre bleiben und dass diese bereits seit eineinhalb Jahren in Tansania waren. Allerdings konnten die Freiwilligen gar nicht so gut kiswahili, weil sie alleine in Häusern leben, auf Englisch unterrichten und nicht so stark integriert sind wie wir – schon schade, wenn man nach eineinhalb Jahren die Sprache nicht viel besser als wir, die erst seit drei Monaten hier sind.

Jedenfalls konnten uns die Leute dann sagen, wo wir unser Zimmer nehmen können. Der Mann, bei dem das ging, heißt Martin[4] und war ziemlich nett. Als er uns dann in den Zimmern, die sehr sauber und ordentlich waren, erklärt hat, wo der Schalter wir das warme Wasser in der Dusche ist, hat er sich doch sehr über unsere Reaktion des absoluten Erstaunens und der Freude gewundert[5]. Es gab sogar eine saubere Sitztoilette mit Spülung! Wir haben uns so sehr gefreut, dass wir erst einmal die Dusche und Toilette in Action gefilmt haben.

Pizza im Mbeya!

Pizza im Mbeya!

Danach begann die große Suche nach der Pizza. Wir hatten uns nämlich vorgenommen, in Mbeya auf jeden Fall Pizza zu essen und Nutella zu kaufen. Leider war aber zweiter Weihnachtsfeiertag, sodass vieles zu hatte. In einem Hotel wurden wir aber nach zwei Stunden des Herumwanderns und mit schmerzenden Füßen fündig. Wir haben Wassermelonensaft getrunken, der aber nicht so lecker war, und Pizza[6] gegessen, die (verhältnismäßig) sehr lecker war.

Anschließend sind wir noch ein wenig in Mbeya rumgewandert, haben versucht Khangas[7] runterzuhandeln, was aber leider nicht geklappt hat. Spät abends sind wir noch mit dem Securitymenschen des CYC Chipsi Mayai essen gegangen und haben dann Nadja um zwölf Uhr nachts abgeholt[8].

Nadja und ich haben uns auf unserem Zimmer noch ein wenig unterhalten, dann sind wir schlafen gegangen und konnten am nächsten Tag zum ersten Mal seit drei Monaten mal wieder ausschlafen[9].

Am Sonntag waren wir dann erst einmal geil frühstücken – direkt vom CYC gegenüber gab es nämlich einen Bäcker. Da konnten wir saftige Schokocroissants, Samosas, Muffins, Donuts und Halfcake essen, was echt mal eine nette Abwechslung war.

Nach erneutem Herumirren durch die Stadt haben wir einen Rastafarimenschen getroffen, der uns noch einmal viele Tipps zu Mbeya geben konnte und mir doch tatsächlich erzählt hat, dass man in Mbeya (auch als Frau) Judo machen kann!! Leider kamen wir nicht mehr dazu, die Judoleute zu treffen, aber das steht bei mir für nächstes Mal auf dem Plan. Gegen Mittag sind wir zum Supermarkt gefahren, der für Tansania echt groß war. Da haben wir dann auch Nutella[10], Taschentücher und Fruchtsäfte gefunden! Wooh!

Nach dem Einkaufen waren wir indisch essen, was auch echt lecker, aber leider ziemlich teuer war, und haben dann einen Tansanier (Lorenz) auf der Straße getroffen, der doch tatsächlich richtig gut Deutsch konnte! Obwohl er noch nie in Deutschland war, hat er sehr grammatisch korrekt und auch sprachlich korrekt (auch nicht so ein Lehrbuchdeutsch) gesprochen, was uns doch sehr erstaunt hat („Kaum zu glauben, oder?“ – so Lorenz). Er liebt Deutschland und die deutsche Kultur, kann aber nicht einreisen, weil man laut Einreisebestimmungen einen bestimmten Betrag Geld auf dem Konto braucht. Das fanden wir echt schade, vor allem weil er sich so viel Mühe gegeben hat mit dem Deutsch lernen und weil er es echt verdient hätte, einreisen zu dürfen! Von dem haben wir dann noch Bilder gekauft und Nummern eingetauscht, weil er für uns ein Guide sein kann.

Nachdem wir bei anderen Rastafarimenschen noch Bändchen in Tansaniafarben abgeholt, die wir am Tag zuvor in Auftrag gegeben hatten, sodass wir vier jetzt zusammenpassende Tansaniabändchen haben. Die Rastafarimenschen waren auch echt nett und wir haben uns gut unterhalten und wieder Nummer ausgetauscht[11].

Abends sind wir dann mit Lorenz noch in eine Bar gegangen und haben da ein Bier getrunken und haben mit den Tansanier getanzt, die sich richtig gefreut haben, dass wir mitgemacht und Neues gelernt haben.

Am nächsten Tag haben wir noch einmal schön in der Bäckerei gefrühstückt und sind schließlich wieder in den Bus nach Tukuyu gestiegen.

Kanga als Regenschutz auf dem Weg zum Kratersee

Kanga als Regenschutz auf dem Weg zum Kratersee

Etwas bei der Hälfte der Strecke sind wir ausgestiegen, um zum Ngozikrater[12] zu wandern, von dem wir dachten, er sei nur eine Stunde zu Fuß entfernt. Wir haben den Eintritt von Tsh 20.000 für uns alle zusammen auf Tsh 15.000 runtergehandelt, einen Guide abgelehnt („Wir brauchen keinen Guide, kann ja nichts schiefgehen …“) und sind dann den Weg angetreten. Plötzlich hat es aber angefangen in Strömen zu regnen und innerhalb weniger Sekunden waren wir komplett durchnässt und es wurde eiskalt. Tapfer sind wir aber weitergewandert und haben gesungen und uns unterhalten, sodass es trotzdem sehr witzig war. Irgendwann bin ich ausgerutscht auf der Erde und bin richtig hingefallen, sehr zur allgemeinen Belustigung. Weil mein Rock deswegen richtig dreckig war, musste ich diesen erst einmal ausziehen und zusammen mit meiner Khanga, die ich als Jacke genutzt hatte, in dem Brackwasser waschen, das durch den Regen die Wege herunterfloss.

Nadja und ich auf dem Weg, bei dem wir zuvor falsch abgebogen waren

Nadja und ich auf dem Weg, bei dem wir zuvor falsch abgebogen waren

Zwei Stunden sind wir herumgewandert und haben uns kaputt gelacht, bis wir einen Mann getroffen haben, der uns erzählte, dass der Ngozikrater sehr weit weg sein soll und nur das letzte, anstrengende Stück eine Stunde dauert. Deshalb haben wir uns entschlossen, wieder zurückzulaufen – uns war mittlerweile auch echt kalt (da haben wir dann gemerkt, dass ein Guide wohl doch nicht schlecht gewesen wäre). Nach etwa einem Kilometer kam ein Auto an uns vorbei, dem wir „Subiri!“[13] hinterhergerufen haben. Als das Auto tatsächlich stehenblieb, haben wir gefragt, ob wir hinten auf der Ladefläche, die mit großen Steinen beladen war, mitfahren dürfen, weil wir keine Lust hatten, die zwei Stunden wieder in der Kälte zurückzulaufen. Die beiden Männer haben zugestimmt und so kam es, dass wir uns auf die Steine stellten und uns am Fahrerhäuschen festhielten und so über singend über die hubbelige Straßen fuhren in der Hoffnung, nichts zu verlieren und nicht runterzufallen. Wir wurden also zwanzig Minuten bis zur nächsten Bushaltestelle gefahren und wurden von den Tansaniern, die am Straßenrand liefen oder in ihren Dörfern arbeiteten, richtig dafür gefeiert. Das war echt ein Abenteuer! Mit dem Bus sind wir dann endlich nach Tukuyu zurückgefahren, haben uns da schnell umgezogen, eine heiße Schokolade getrunken und unsere Beute aus Mbeya ausgepackt.

Insgesamt hatten wir also ein sehr ereignisreiches, abenteuerliches Wochenende in Mbeya! Wir haben viele neue Leute getroffen, Connections aufgebaut, Unbekanntes kennengelernt und am Limit gelebt. Nach diesen ganzen Abenteuern und den vielen Malen, die wir fast überfahren wurden, und den vielen Krankheiten, die wir bekommen könnten, sind wir wohl unbesiegbar, wenn wir Tansania überlebt haben!

 

[1] Nadja, die Olle aus Himo (das hat sie selbst gesagt, während ich das hier geschrieben habe), ist das Mädchen, mit dem ich auf dem Sprachkurs auf einem Zimmer war und mit der ich mich so gut verstanden habe.

[2] Das ist Tansania.

[3] Wazungu!

[4] Hier hängt man ganz oft bei Wörtern aus irgendeinem Grund noch ein i ans Ende (oder lässt bei anderen Wörtern das i weg – aber ich stelle ja nichts mehr in Frage und akzeptiere einfach alles so wie es ist), sodass wir ihn immer heimlich Martini genannt haben.

[5] Wir hatten seit drei Monaten keine Dusche mehr gesehen und Leila und Kathi nicht einmal warmes Wasser.

[6] Ich vegetarisch, Kathi Margherita, Leila Chicken

[7] Multifunktionsstoffe, die eine der besten Erfindungen der Tansanier sind! Mit denen kann man sich echt überall hinsetzen, sie als Schürze zum Kochen verwenden oder als Tasche oder als Regenschirm oder für was auch immer.

[8] Man sollte um diese Uhrzeit nicht unbedingt alleine nach draußen gehen – wobei die Einheimischen alle meinten, dass es nicht so gefährlich ist, und als wir mit dem Mann durch die Straßen gelaufen sind, kam es uns auch sehr friedlich und sicher vor.

[9] bis 9 Uhr – das ist mittlerweile ausschlafen für uns.

[10] Für Tsh 4000 = ca. 3,50€ für ein 350g Glas; zwar teuer, aber wert!

[11] Das ist hier so üblich in Tansania.

[12] Irgendwie kannte fast niemand der Einheimischen Ngozi! Sehr merkwürdig!

[13] „Warte!“

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