Die Energiewende – na, wo bleibt sie denn?

Ein Rückblick: Im März 2011 ereignete sich der schreckliche Atomunfall im Kernkraftwerk Fukushima, Japan aufgrund eines Erdbebens. In Deutschland war von der Schwarz-Gelben Koalition erst wenige Monate zuvor im September 2010 die Laufzeitverlängerung beschlossen worden, nun sollte plötzlich alles rückgängig gemacht werden. Ein dreimonatiges Moratorium wurde beschlossen, d.h. eine Aussetzung der Laufzeitverlängerung. Die sieben ältesten AKW Deutschlands wurden währenddessen abgeschaltet.
In den folgenden Monaten wechselte die Regierung eilig ihre Meinung, warf alte Ansichten über Bord und nahm ihre Laufzeitverlängerung durch ein weiteres Gesetz wieder zurück. CDU/CSU und FDP nahmen den Grünen plötzlich ihre Grundlage weg, denn bis 2022 sollen nun alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Erneuerbare Energien und Energiewende tönt es seitdem überall. Doch wirklich konsequent verfolgt wird sie nicht.
Laut einem Bericht der Frankfurter Rundschau bremsen manche Staaten der EU absichtlich den Ausbau der Solarenergie, indem sie beispielsweise höhere Steuern darauf erheben. Und warum das? Die Politik wird zu einem sehr großen Teil von Wirtschaftslobbys (weniger abwerten auch Wirtschaftsverbände) gelenkt, die ihren eigenen Vorteil im Auge haben. Sie versuchen daher mit Medienkampagnen, vor allem in Zeitungen, die Meinungen der Politiker und Menschen zu beeinflussen, indem sie etwa die Angst vor explodierenden Strompreisen schüren oder vor Stromengpässen warnen.
Der deutsche Strommarkt wird von den vier großen Anbietern RWE, EnBW, e.on und Vattenfall regiert. Zwar besteht der Strom dieser Anbieter auch aus erneuerbare Energien (Strommix), aber dass die Kernkraft und damit eine Geldquelle wegfällt, gefällt ihnen natürlich nicht. Eine weitere Einnahmequelle stellen Subventionen vom Staat dar, was wiederum heißt, dass die Steuerzahler mit ihrem Geld dafür aufkommen. EnBW verzeichnete im Jahr 2011 etwa ein Minus von 867 Millionen Euro.

Dabei gibt es durchaus auch Positives zu nennen. Laut einer Umfrage sind 2011 80 Prozent der Deutschen für den Atomausstieg. Noch im selben Jahr betrug der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bereits 25 Prozent.
Aber anstatt ein Zeichen zu setzen und als Beispiel voranzugehen, wird die Energiewende lieber ausgebremst. Dies zeigt sich etwa darin, dass Entscheidungen nicht sofort getroffen, sondern regelrecht aufgeschoben werden. Selbst die Suche nach einem neuen Endlager für Atommüll zieht sich hin.
Man darf auch nicht vergessen, dass es noch immer die Kohlekraft gibt. Diese ist einerseits ebenso schädlich für die Umwelt und andererseits wird die Kohle, die dafür benötigt wird, irgendwann komplett abgebaut sein. Statt dafür den Netzausbau für Solar-, Wind- und Wasserkraft voranzutreiben, wartet man lieber ab und bestraft diejenigen, die aktiv etwas tun wollen. Jeder, der sich nämlich Solaranlagen auf seinem Dach installieren lässt, bekommt eine Vergütung, die einst ca. 50 Cent pro Kilowattstunde betrug. Nun beträgt sie nur noch 15,7 Cent.
Und als ob das noch nicht genug wäre, steigen die Strompreise an. Das Konfuse daran ist: Je billige der Strom ist, desto mehr zahlt man. Strom wird nämlich an der Börse gehandelt und kostet dort nur etwa fünf Cent. Der Staat garantiert den Konzernen jedoch mit der so genannten EEG-Umlage einen Festpreis, etwa 20 Cent. Die Differenz daraus, also 15 Cent, zahlt dann der Verbraucher.

Die Energiewende ist kein deutsches Problem, sondern ein weltweites. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, wird sie funktionieren. Was nützt es nämlich, wenn Deutschland komplett ohne Atom- und fossile Energie auskommt, aber in Frankreich die Atomkraft über 70 Prozent des Stromes ausmacht? Wenn Japan nach der Katastrophe den Atomwiedereinstieg beschließt? Ob wir wirklich jemals in einer sauberen, grünen Welt leben oder von dem vielen Atommüll verstrahlt werden, bleibt abzuwarten.

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