Kleine mittelhochdeutsche Reihe: Leich

Der Leich ist eine lyrische Großform und die Prunkgattung gesungener mittelhochdeutscher Lyrik, die vom Ende des 12. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert Verwendung findet. Neben Minnesang und Sangspruchdichtung gehört der Leich zu den drei Hauptformen mittelalterlicher Lieddichtung. Sein Name leitet sich vom germanischen Wort *laikaz ab, was so viel wie Spiel, Tanz, Bewegung bedeutet.
Formal zeichnet sich die Gattung durch eine ausgefeilte Reimtechnik, eine Vielfalt an Verstypen sowie unterschiedlich geformte Strophen (sogenannte Versikel) aus, welche wiederum untereinander kombiniert und gruppiert werden und jeweils einer eigenen Melodie folgen. Oftmals sind Leichs über hundert Verse lang.
Die Gattung Leich umfasst zwei große Untergruppen: die geistlichen und die weltlichen Leichs. Je nach Gegenstand und Funktion unterscheidet man in Marienleich, Minneleich, Kreuzleich und Tanzleich. In den geistlichen Marien- und Kreuzleichs geht es um den Lobpreis Marias, der Trinität, des Erlösungswerks Christi oder des Heiligen Kreuzes, häufig sind die Themen auch miteinander verwoben. Der weltliche Minneleich preist Minne und Frau als Spenderinnen höchster Freude wie auch als lebensschaffende und formgebende Prinzipien. Der Tanzleich ist eine Sonderform des Minneleichs, da er nach dem Lobpreis der Frauen zum Tanzen auffordert.
Frauenlob ist seinem mittelalterlichen Publikum vor allem als Dichter eines Marien-, eines Minne- und eines Kreuzleichs bekannt. Sein vielfach überlieferter Marienleich darf als sein Meisterstück gelten. Viele mittelalterliche Dichter schreiben nur einen einzigen Leich, vermutlich um zu beweisen, dass sie diese als höchst anspruchsvoll geltende Form beherrschen. Neben Frauenlob sind der Tannhäuser, Ulrich von Winterstetten sowie Rudolf von Rotenburg prominente Leichdichter.

Der Text wurde ursprünglich im Rahmen der Ausstellung “Zwischen Herz und Verstand. Einblicke in die Sprachwelten Frauenlobs” erstellt, die 2018 von Germanistikstudierenden der Uni Mainz konzipiert und durchgeführt wurde. Mehr Informationen zu diesem Projekt gibt es unter: https://frauenlob-2018.uni-mainz.de/

Und was denkst du dazu?

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.