Epochenüberblick 3: Aufklärung (1720 bis 1800) – Das Licht im Dunkeln

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen, es muss anders werden, wenn es gut werden soll.
– Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

Es gab bereits einmal einen Zeitabschnitt, in der die Idee von Menschlichkeit, Intellektualität und dem Streben, das Dasein vorherrschte: die Renaissance bzw. der Humanismus im 15./16. Jahrhundert. Das ist bestimmt ein Grund dafür, warum Renaissance und Aufklärung so oft verwechselt werden. Doch das Ringen um die richtige Religion infolge Luthers Reformation und die Infragestellung der Ständeordnung führten nicht zur Aufklärung, sondern zunächst in die Zeit des Absolutismus.

Nach 1700 schafften es die Aufklärer, sich durchzusetzen, nicht zuletzt durch die Literatur. Ihr Ziel war das bürgerliche Publikum, nicht länger der Adel. Dies zeigt sich auch in der Entstehung von Lesekreisen und -gesellschaften, zu denen nicht länger nur angesehene Leute Zugang hatten. Sie trugen maßgeblich zur Verbreitung der Literatur bei, denn einerseits war die Rate der Analphabeten nach wie vor sehr groß (um 1770 sollen höchsten 15 Prozent der Gesamtbevölkerung des Lesens fähig gewesen sein), andererseits beschränkten sich die vielgelesenen Werken auf religiöse Bücher. Außerdem entstanden die ersten Literaturzeitschriften, die sich mit aktuellen Werken auseinandersetzten.

Die Aufklärer bemühten sich darum, die Menschen zum selbstständigen, freien Nachdenken und Hinterfragen anzuregen. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ lautet der vielzitierte Leitspruch Immanuel Kants (1724-1804). Nicht länger sollten sich die Menschen von anderen Meinungen abhängig machen, sondern eigene Gedanken entwickeln, Äußerungen prüfen und zu kritischen Erkenntnissen kommen. Sie alle kämpften für Vernunft, Offenheit, Toleranz und Freiheit und taten das auf verschiedene Arten.

In einer Zeit, in der es kein Internet, kein Fernseher und auch kein Radio gab, war das Theater sehr beliebt, weswegen die damaligen Schriftsteller sich darauf verstanden, sich die Bühne zunutze zu machen. Die künstlichen Hofdichtungen wurden abgelöst durch das Bürgerliche Theater, das mit der französischen Tradition von Einheit der Zeit, Ort und Handlung sowie dem Versmaß brach.
Besonders Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) ist bekannt für seine vielen aufklärerischen Theaterstücke wie der Komödie Minna von Barnhelm (1767) oder die Trauerspiele Miß Sara Sampson (1755), Emilia Galotti (1772) und Nathan der Weise (1779). Besonders im letzten Stück gelingt es Lessing das kritische Hinterfragen, die Offenheit und Toleranz anhand der Frage nach der richtigen Religion aufzuzeigen.
Auch Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) verfasste einige aufklärerische Bühnenstücke.
Bekannte Prosaautoren dieser Zeit waren Friedrich Nicolai (1733-1811) und Christoph Martin Wieland (1733-1813). Andere Schriftsteller beschäftigten sich im Bereich der Philosophie mit der Aufklärung wie Kant, Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) oder Lichtenberg in Form von Aphorismen.
Die Aufklärung war auf der Vernunft aufgebaut, weshalb die Gefühle zunächst im Hintergrund blieben. Erst die Empfindsamkeit und der Sturm und Drang, die beide ihre Wurzeln in der Aufklärung hatten, rückten die Emotionen ins Zentrum, weshalb es zu einigen Auseinandersetzungen zwischen den jeweiligen Vertretern gab.

Abschließend gefragt: War die Aufklärung denn erfolgreich? Darüber gab es damals zwar keine Umfragen, aber dem ist durchaus zuzustimmen. Die Ideale der Aufklärung haben sich bis heute erhalten, noch immer gelten Toleranz, Offenheit, Vernunft und kritisches Nachdenken als ideale Eigenschaften. Zwar gibt es Gewalt und Kriege nach wie vor – aber diese waren auch damals nicht völlig beseitigt.

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