Friedrich Schlegel – Zum 250. Geburtstag
Ich muss zu meiner Schande gestehen: Mein Wissen zu Friedrich Schlegel hält sich (noch) in Grenzen. Andere Romantiker sind mir vertrauter (was nicht gegen Schlegel, sondern einzig für mein Unwissen spricht!). Zumal ich bei Schlegel inzwischen auch an die gleichnamige Versnovelle eines heute vollkommen unbekannten Rüdigers, der Hünkhover genannt aus dem 13. Jahrhundert denken muss. Trotzdem wollte ich mir eine kleine literarische Reminiszenz nicht nehmen lassen. Zu diesem Zweck habe ich mir Schlegels Gedicht “Die Rose” geschnappt und eine eigene Version dazu geschrieben. Dass sie angesichts der aktuellen Lage düster ausgefallen ist, ließ sich irgendwie nicht vermeiden (passt aber zumindest zum Ton des Originals).
Ich wollte mich an das Licht wagen,
nach so vielen tristen Monaten,
gelockt von der schönen Wärme,
und doch muss ich klagen,
den Minnesängern ähnlich,
aber nicht gleich.
Lange konnten jene Menschen blühen
in milderen heitern Tagen.
Doch nun brennen wilde Gluten,
in der Morgenröte,
in der Abenddämmerung,
lassen das Blau und Gelb
frühe welken, vor der Angst,
dem Leben schon entsagen zu müssen.
Wir unterlassen alles Zagen,
öffnen freundlich Tür und Tor –
aber nicht wieder für die Krone! -,
doch vieles ist schon nicht mehr zu retten.
Was soll die Schmerzen verjagen?
Die Farben sind verblichen.
Das kurze junge Leben
wollten sie noch sterbend sagen,
bevor die Kälte an ihnen nagte,
die herzlose Kälte despotischer Macht.
Schlegels Original (entnommen aus: Friedrich Schlegel: Dichtungen. München 1962, S. 182.)
Es lockte schöne Wärme,
Mich an das Licht zu wagen;
Da brannten wilde Gluten,
Das muß ich ewig klagen.
Ich konnte lange blühen
In milden heitern Tagen;
Nun muß ich frühe welken,
Dem Leben schon entsagen.
Es kam die Morgenröte,
Da ließ ich alles Zagen,
Und öffnete die Knospe,
Wo alle Reize lagen.
Ich konnte freundlich duften
Und meine Krone tragen;
Da ward zu heiß die Sonne,
Die muß ich drum verklagen.
»Was soll der milde Abend?«
Muß ich nun traurig fragen.
Er kann mich nicht mehr retten,
Die Schmerzen nicht verjagen.
Die Röte ist verblichen,
Bald wird mich Kälte nagen.
Mein kurzes junges Leben
Wollt’ ich noch sterbend sagen.