Generation 2.0 – Dauerzustand online

Laut einer Bitkom-Studie besaß im April 2012 jeder dritte Deutsche ein Smartphone, bei den unter 30-Jährigen sogar jeder zweite. Wohlgemerkt: Handy ist nicht gleich Smartphone. Dabei handelt es sich um bestimmte Handys mit Touchpad, mit denen man viel mehr tun kann, als nur zu telefonieren.
Und tatsächlich scheint die Studie recht zu behalten: überall sieht man Menschen, hauptsächlich jüngeren Alters, die ein Smartphone in der Hand halten und in die elektronischen Sphären eintauchen. Doch ist das überhaupt wünschenswert? Was sind die Vor- und Nachteile dieser permanenten Vernetzung? Ein kurzer Kommentar dazu.

 

Neuer Trend

Allgemein ist zu beobachten, dass sich in den letzten Jahren der Trend, ein Smartphone zu besitzen, rasch ausbreitet und die Kinder heute früher damit in Kontakt kommen. Vor wenigen Jahren bekam man das erste Handy allgemein erst nach dem Übergang von Grundschule zu weiterführenden Schule zu dem Zweck, seine Eltern erreichen zu können; heutzutage sieht man bereits Grundschulkinder mit den neusten und teuersten iPhones, Samsung Galaxys, HTCs, Blackberrys, um nur die bekanntesten Marken zu nennen, herumlaufen und im Bus sitzen. 11,8 Millionen Smartphones sollen im Jahr 2011 verkauft worden sein, was 31 Prozent mehr als im Vorjahr sind!

 

Vorteile?

Natürlich ist es vor allem die ständig mögliche, ununterbrochene und pausenlose Kommunikation zwischen Hinz und Kunz, die die Smartphones begehrenswert machen. Besonders der Dienst WhatsApp, bei dem man sich mittels Internetverbindung Nachrichten schreibt, anstatt die kostenpflichtige SMS zu nutzen, hat sich in der letzten Zeit etabliert. Mehr als 17 Milliarden Nachrichten werden so täglich übermittelt. Außerdem sind Smartphones handlich und verbrauchen nicht viel Platz, können im Gegensatz zu einem Laptop überallhin transportiert werden. Sie kombinieren MP3-Player, Kamera, Telefon und Internet. Ausgerüstet mit einer Internetflatrate bleibt man immer auf dem neusten Informationsstand und kann in wenigen Sekunden die aktuellsten Neuigkeiten abrufen.

 

Nachteile?

Gegen die soeben aufgeführten Argumente wäre ja nicht einzuwenden, wenn die Sucht nicht längst um sich gegriffen hätte und keine Minute vergehen würde, in denen die Leute ihre Allzweckwaffe zücken und zu schreiben anfangen. Pausenlos, immer und überall! Dadurch, dass sie unauffälliger sind, werden sie von Jugendlichen gerne in den Unterricht genommen und dort als Unterhaltungsalternative benutzt. Dabei gehen sie sogar ganz raffiniert vor: die Handys werden im Mäppchen versteckt oder hinter einem Ordner; manche probieren es auch so.
Entweder akzeptieren es die Lehrer oder bekommen es nicht mit. Wenn dann doch einmal ein Schüler erwischt wird, folgt meist nicht mehr als eine Standpauke, die schnell wieder vergessen ist. Ereignet sich tatsächlich der seltene Fall, dass sich ein Lehrer traut, das heißgeliebte Handy einzufordern, zeigt der Schüler unerwartete Gefühlsausbrüche, lässt wüste Beschimpfungen von sich, wirft den Lehrer den geliebten Gegenstand ins Gesicht, der sogleich mit einem Schwächeanfall des Betroffenen konfrontiert wird. Ja, das ist tatsächlich schon passiert.
Dass außerdem bei WhatsApp massive Sicherheitslücken auftreten, wenn man den Dienst über ein öffentliches Wlan-Netz benutzt, ist dabei fast schon nebensächlich. Facebook wird kritisiert für seinen unbesorgten Umgang mit Daten, aber bei dem geliebten WhatsApp scheint das niemanden zu interessieren.

 

Ein Leben ohne – ist das noch möglich?

Ist es wirklich schon soweit, dass manche ohne Handy nicht mehr leben können? Von Freunden kenne ich das Phänomen, dass sie schon das Vibrieren ihres Smartphones hören, obwohl keine Nachricht eingetroffen ist. Oder dass sie ihren besten Begleiter an den unmöglichste Körperstellen verstecken, damit es nicht gestohlen wird. Mit eigenen Augen habe ich gesehen, wie eine Bekannte zu weinen begann, als sie ihr Handy für eine Unterrichtsstunde aus den Händen nehmen musste. Das sind nur ein paar der vielen Beweise dafür, welchen Platz das mobile Gerät in manchem Leben eingenommen hat. In Freistunden werden zur Beschäftigung “lustige” Spiele gespielt, unterhaltende Videos geguckt, natürlich die neusten News bei Facebook “abgecheckt” und die unsinnigsten Apps aufgerufen. Wozu gieße ich virtuell Blumen? Wozu füttere ich nicht reale Tiere? Ist das wirklich unterhaltsamer als ein Gespräch mit meinen Mitmenschen? Unglaublich erscheint da auch die Tatsache, dass sehr viele Menschen bereit sind, über fünfhundert Euro für ein einzelnes, ganz normales Handy, das jederzeit kaputt gehen oder geklaut werden kann, auszugeben. Dabei kann solch ein teures Smartphone meist nicht mehr als eines für hundert Euro. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt hier einfach nicht.

Sicher ist das Handy hinsichtlich der Erreichbarkeit immer und überall eine sehr praktische Erfindung, nach der die Menschen vor zweihundert Jahren gelechzt hätten, die noch per Schiff, per Kutsche und zu Fuß reisen mussten. Aber muss man trotzdem ständig mit jedem in Kontakt stehen, vor allem auch noch am Arbeitsplatz, in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Unterricht und in der Schule generell? Ich empfinde es als unhöflich, wenn man sich mitten in einem Gespräch befindet und das Gegenüber an seinem Smartphone zugange ist. Ich finde es lächerlich, wenn manche mit ihrem neusten Smartphone herumfuchteln wie ein Statussymbol und sich dadurch wichtig fühlen. Ich finde es unnötig, wenn man jedes unwichtige Ereignis sofort mit Bild und Verlinkung auf Facebook oder Twitter bekannt macht.

Braucht man sein Handy, damit man sich nicht allein fühlt, falls man gerade niemanden um sich herum hat? Um sich sie Zeit mit unnützen Spielen zu vertreiben? Um Nachrichten zu schreiben und Facebook aufzusuchen? Zählen persönliche Gespräche denn gar nichts mehr? Hauptsache, man sieht beschäftigt aus, um jeder Kommunikation zu entgehen und nicht als einsame Person dazustehen?

 

Fazit

Es bleibt abzuwarten, ob sich Smartphones auch in zukünftigen Generationen festigen können, wobei in der technologischen, schnelllebigen Zeit von heute sicher kein Zweifel daran besteht. Austausch scheint heutzutage zumindest sehr wichtig zu sein.

One comment

  • Es nervt regelrecht, wenn man Jugendliche gegenüber der Straßenseite mit ihren Smartphones laufen sieht. Sie reden nicht, führen keine Konversation, starren permanent auf das Handy und achten nicht auf ihr Umfeld. Was auch ein ziemlich krasses Beispiel ist wenn eine Familie in einen Restaurant sitzt und alle an ihren Handys rumfuchteln.

Und was denkst du dazu?

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.