Mein Bachelorstudium – Fazit!

Mein Bachelorstudium ist mit dem heutigen Tage abgeschlossen. Am 13. April 2015 habe ich mit dem Studium angefangen, heute am 13. März halte ich das Zeugnis in den Händen. Drei Jahre Arbeit haben sich ausgezahlt. Drei Jahre Freude und Zittern bis zu diesem Moment.

Wenn ich das Studium unter ein Motto stellen müsste, wäre es das Folgende: Ich getorste verlân mîner angeste. Was sich für die allermeisten vermutlich ziemlich albern anhört, heiß (hoffentlich :D) so viel wie: Ich habe mich getraut, meine Befürchtungen/Ängste loszulassen. (Klingt sehr poetisch, oder? Es musste etwas Mittelhochdeutsches sein, schließlich hat diese Sprache mein Studium geprägt.)

Vor dem Studium hatte ich keine genaue Vorstellung von dem, was ich mal gerne machen möchte. Irgendwas im Verlagswesen? Lektorin? Journalistin? Das waren so in etwa die Berufsfelder, die ich mir vorstellen konnte und wo mich sicher auch die meisten gesehen hätten (manch einer auch als Politikerin). Aber wie man das erreicht? Null Ahnung. Ich weiß nicht, ob ich immer noch in diese Richtung tendieren würde, wäre nicht jener Tag gekommen –  der definitiv einer der Höhepunkte war – als ich noch halb verschlafen meine Mails überfliege, plötzlich ein Angebot für ein Tutorium lese und wild zum Laptop stürze. Dass mir das Tutorium und damit die Möglichkeit, Hiwi zu sein, angeboten wurde, kam unerwartet. Ich? Einen Kurs zu Mittelhochdeutsch halten? Ich hatte doch wenige Wochen zuvor den Kurs erst beendet!

In der Schule war ich immer eine von vielen. Zwar sehr gut, aber niemand, an den man sich im Nachhinein noch besonders erinnert, niemand, der eine herausragende Position eingenommen hat. Jemand, der in mancher Hinsicht mal mehr, mal weniger mitgeschwommen ist.

Wenn man weiter kommen will, muss man das Glück haben, dass die höhe gestellten Leute deine Fähigkeiten erkennen und nützlich finden. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein also. Und irgendwie war ich das. Natürlich habe ich diesen Job von der ersten Sekunde an ernst genommen und ihn so gut es geht erfüllt. An und mit diesem Job bin ich gewachsen. Aber nicht nur dadurch.

Wenn ich mich daran zurückerinnere, dass ich mich in der Schule nicht mal getraut habe, Lehrer an den Tisch zu rufen für Fragen, habe ich mich durch das Studium zum Positiven verändert. Es macht mir nichts mehr aus, vor und mit fremden Leuten zu sprechen (ein Dampfplauderer bin ich aber nicht geworden). Als es damals zunächst hieß, dass man sich eigenständig einen Lehrer suchen sollte, der einen während des verpflichtenden Praktikums betreut, habe ich nächtelang kein Auge mehr zugemacht. Immer wieder bin ich während des Studiums selbstständig auf völlig fremde Leute zugegangen, habe Referatsgruppen gemanagt (sonst macht es ja auch keiner) und bin nicht ehrfürchtig vor Professorentiteln im Boden versunken. Ich habe gelernt, dass selbst die hochrangigsten Dozenten nicht vor Fehlern gefeit sind – und dass ihr Titel erst recht kein Garant dafür ist, gut lehren zu können.

Ich bin schon immer eher der Kopfmensch gewesen und so stand für mich schnell fest, dass ich studieren möchte. Genauso gibt es aber Menschen, bei denen es andersherum ist. Studieren ist trotz der vielen freien Zeit anstrengend und ich verstehe jeden, der sich in einer Ausbildung besser aufgehoben fühlt. Für mich war es definitiv die richtige Entscheidung. Der Campus Mainz ist vielleicht nicht der schönste und Mainz nicht die größte, vielfältigste Stadt, aber ich fühle mich wohl dort.

Während der drei Jahre habe ich wunderbare, warmherzige Leute getroffen – sowohl was Lehrende als auch Studierende betrifft. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Es gibt genug Fächer, in denen Studierende nicht mehr als eine Matrikelnummer sind, wo es den Dozenten Spaß macht, andere bloßzustellen und sich mit ihrem vermeintlichen Wissensvorteil zu profilieren. Umso erfreuter bin ich, dass es bei mir nicht so war, dass meine Dozenten all jene gefördert haben, die es verdienen und meine geleistete Arbeit (sei es in Klausuren, Hausarbeiten oder sonstigen Aufgaben) eigentlich immer fair bewertet wurde.

Wie oft ich auch darüber geklagt habe, dass es mal wieder langweilig war, so habe ich doch unzählige schöne Momente erlebt. Die Uni ist so vielseitig. Wann im Leben kommt man noch mal mit so vielen verschiedenen Köpfen zusammen? In den drei Jahren habe ich viel gelernt – und auch wieder vergessen. Das System Bachelor finde ich nicht optimal, es nimmt einen zwar über Gebühr an die Hand, ist dabei aber zu schnell, zu eingeschränkt. Zumindest hat den Blick erweitert für die großartigen Bücher, Sprachen und Kulturen, die da draußen noch warten.

Es gibt kein Semester, das ich eindeutig als Highlight bestimmen könnte. Jedes Semester hatte seine Höhen und Tiefen. Selbst wenn ich an Semester denke, die rein von den Veranstaltungen eher “schwach” waren, wie das 4. und 6., gleichen diese das durch andere tolle Begegnungen und Erfahrungen aus. Ich bin nicht der typische Student. Ich habe nicht in einer WG gewohnt und genau ein Fest besucht. Aber dafür ist das Studium ja gut, dass man das machen kann, was man möchte.

Auch wenn ich jetzt mit dem Bachelor fertig bin, fühlt es sich nicht wie ein Ende an, eher wie ein kleiner Zwischenstopp, schließlich geht es ja weiter für mich. Es gibt noch genug Dinge, an denen ich arbeiten will und kann.

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