Projekt Promotion: Teil 2 – Die Vorarbeiten

Heute, im zweiten Teil meiner kleinen Promotionsreihe, möchte ich darüber schreiben, wie die Vorarbeiten für mein Promotionsprojekt verliefen.

Die Themenfindung

Nachdem ich meinen Masterabschluss mit dem nötigen Notenschnitt und eine Betreuungszusage erhalten habe, ging es erst einmal daran, ein Thema zu finden. In meinem Fach Germanistik darf man sich individuell ein Thema wählen, solange es die Betreuerperson absegnet. In anderen Fächern können Themen aber mitunter auch vorgegeben sein. Dies ist auch ein Stück weit bei strukturierten Promotionen der Fall, wo das eigene Thema in das Themenfeld des Forschungsprojektes, Graduiertenkollegs etc. passen muss.

Ich kenne viele Leute, die aus dem Thema ihrer Magister- oder Masterarbeit ihr Promotionsthema entwickelt haben; bisweilen habe ich sogar den Eindruck, dass dies der gängige Weg ist, da man die Betreuerperson ja meistens durch die Abschlussarbeit kennt, für die man sich normalerweise thematisch passende Gutachter oder Gutachterinnen wählt. Bei mir war dies nicht der Fall. Zwar bin auch ich über mein Masterarbeitsthema – grob gesagt ging es um Brecht und die Medien in der Weimarer Republik – zu meiner jetzigen Betreuerin gestoßen, die sich gut mit Medien auskennt, allerdings bin ich nicht in dieser Richtung geblieben. Ich mochte mein Thema, doch im Endeffekt nicht so sehr, dass ich mich die kommenden Jahre damit intensiv beschäftigen wollte. Der wichtigere Grund lag jedoch darin, dass mein MA-Thema grundsätzlich bereits gut erforscht war und ich eine – für eine Doktorarbeit – genügend große Forschungslücke hätte auftun müssen, die ich nicht gesehen habe.

Und damit wären wir auch schon bei den beiden großen Anforderungen für ein Thema:
1. Um eine qualitativ hochwertige Arbeit zu schreiben und das Projekt letztlich auch abzuschließen, muss es ein Thema sein, das einen persönlich interessiert, für das man Zeit, Geld und Mühe investiert und das nach drei Jahren noch genauso Spaß macht wie am ersten Tag.
2. In formaler Hinsicht muss das Thema so gewählt sein, dass es in dieser Weise noch nie jemand bearbeitet hat.

Zum Glück hat es nicht lange gedauert, bis ich ein solches Thema für mich entdeckt habe (immerhin hatte ich schon bei manchen Hausarbeiten Probleme, ein gutes Thema zu finden): Historische Schriftstellerfiguren. Historische Figuren in der Literatur haben mich schon immer fasziniert, insbesondere wenn es sich um Schriftsteller handelt. Dadurch, dass ich bereits viel dazu gelesen habe (bezogen sowohl auf Primär- als auch auf Sekundärliteratur), wusste ich, dass es dazu noch nicht besonders viel Forschungsliteratur gibt.

Glücklicherweise mochte auch meine Betreuerin das Thema und so ging es daran, es weiter einzugrenzen. Schließlich kam ich auf die Literatur der Gegenwart. Ich bin dafür (noch) keine ausgewiesene Expertin (weshalb ich nie in einer Buchhandlung arbeiten könnte!), aber dieser Bereich versprach viele, vollkommene neue Erkenntnisse.

Die Recherchen

Im Prinzip habe ich natürlich schon für meine Themenfindung Literaturrecherchen betrieben. Sobald mein endgültiges Thema jedoch feststand, ging die eigentliche Recherchephase los – zeitweise ausschließlich online, da aufgrund von Corona die Bibliotheken eine Weile komplett geschlossen waren. Auf den gängigen Portalen (vor allem bdsl-online.de, dieses Juwel an Rechercheportalen!) suchte ich mir alle Aufsätze und Monografien zusammen, die wichtig und interessant klangen und notierte sie in einem großen Word-Dokument (ich habe es mit Excel versucht, aber ich werde mit diesem Programm einfach nicht warm!). Danach recherchierte ich, ob die entsprechenden Werke in Mainz zu finden waren (wenn ja, mit Signatur) und sortierte alle Einträge nach Wichtigkeit. Nach der Bibliothekswiedereröffnung begann dann mein großer Ausleih- und Scanabschnitt. Normalerweise hätte ich mehrere Wochen jeden Tag dafür in der Bibliothek verbracht, doch die Lage machte ein anderes Vorgehen nötig. Stattdessen lieh ich über die vergangenen Monate verteilt immer mal wieder Bücher aus, scannte Artikel, brachte Bücher zurück etc. Zum jetzigen Stand habe ich alle wichtigen Forschungstitel gescannt oder kopiert vorliegen, es fehlen nur noch ein paar weniger wichtige Werke, bei denen ich aber noch nicht weiß, ob ich sie überhaupt gebrauchen kann. Zum Glück hatte ich auch fast keine Probleme mit verstellten oder verloren gegangenen Büchern, dem Albtraum jeder Person, die auf ein bestimmtes Buch angewiesen ist! Ansonsten gibt es aber auch zum Glück die Fernleihe, über die man sich nicht vorhandene Bücher bestellen kann.

Recherchieren allein ist nur die halbe Miete – all die Literatur muss ja auch gelesen werden! Darüber sinniere ich in einem der nächsten Artikel!

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