Rechtschreibung im Internet

Das Internet ist ein anonymer Ort. Ich darf mich als jemand ausgeben, der ich gar nicht bin, schreiben, was mir in den Sinn kommt, und jede Seite besuchen. Also darf ich doch auch schreiben, wie ich will. Nicht?

So denken wohl viele Personen, vermehrt Jugendliche, die sich im Internet tummeln. Schnelllebige Zeit, Hektik, keine Zeit zum Formulieren, nur 140 Zeichen, also werden Worte einfach auf das Minimum gekürzt, falsch geschrieben und Kommaregeln nicht beachtet. Who cares, solange man sich gegenseitig versteht? Gelacht wird mit einem „Lol“, entschuldigt wird sich mit „YOLO“ und seine Zuneigung drückt man mit „HDL“ aus.

Doch was ist das nur für ein merkwürdiges Phänomen? Oft hört man das Argument, dass es ja nur das Internet sei, wo man nicht richtig zu schreiben braucht. Welch ein Quatsch! Gerade in einer Zeit, in der handgeschriebene Briefe praktisch nicht mehr existieren, Bücher am PC und Aufsätze nur noch in der Schule geschrieben werden, man also praktisch das Schreiben für den Computer erlernt, ist es umso wichtiger, dass man eine gute Rechtschreibung beherrscht.

Andere sagen, es dauere länger, bestimmte Tastenkombinationen wie zum Beispiel für das Großschreiben zu drücken. Oder es sei praktischer, sein Erstaunen mit „WTF“ auszudrücken. Wie weit muss die Faulheit schon vorgedrungen sein, wenn man sich nicht einmal die Mühe machen will, für nullkommaeins Sekunden eine zusätzliche Taste zu drücken bzw. maximal zehn Sekunden seiner über zweimilliarden Sekunden langen Lebensspanne zu verschwenden?

Dass sich das Leben zunehmend im Internet abspielt, ist bereits bekannt. Freunde trifft man nur noch auf Facebook, Partys werden dort beschlossen und geplant, Beziehungen geschaffen oder getrennt. Um Verzeihung bittet man mit „Sry“ und Saufexzesse rechtfertigt man mit dem bereits erwähnten YOLO (das so dämlich ist, dass ich es noch einmal aufgreifen muss), mit dem man darauf hinweist, dass man ja nur einmal lebt. Das, was man in der Schule ohnehin schon nicht verstanden hat, wird dann ins Internet weitergetragen und verbreitet.

Kritik und Verbesserungen vertragen viele nicht, vielmehr rühmt man sich noch seiner Fehler. Wo sind wir nur angelangt, wenn man als „grammar nazi“, Klugscheißer und Streber beschimpft wird, wenn man andere auf ihre Fehler hinweist?

Was also spricht noch dagegen, richtig zu schreiben? Schließlich wurde die Rechtschreibung erfunden, um sich daran zu halten. Keiner verlangt, dass man alle Wörter richtig schreibt, dass man jedes Komma richtig setzt und die passende Stelle dazu im Duden auswendig kennt. Niemanden wird es stören, wenn jemand mal ein englisches Wort oder eine Abkürzung verwendet. Aber auf ein wenig Ordnung und Verständlichkeit sollte man schon achten. Nicht umsonst gibt es diese “lustigen” Beispiele wie „Komm, wir essen Opa“ bzw. „Komm, wir essen, Opa“, die verdeutlichen, zu welchen Irritationen solche Fehler führen können. Leider sind es oft jene, die sich mit der Rechtschreibung auskennen, die absichtlich die meisten Fehler machen.

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