Alkohol- und Nikotinkonsum der heutigen Jugendlichen

“So kann ich nicht bergen, dass mir dabei die Unmäßigkeit der Männer, besonders was den Wein betrifft, einfällt. Wie oft hat es mich betrübt und geängstigt, wenn ich bemerken musste, dass reiner Verstand, Klugheit, Schonung anderer, Anmut und Liebenswürdigkeit, selbst für mehrere Stunden, verloren gingen, und oft statt alles des Guten, was ein trefflicher Mann hervorzubringen und zu gewähren vermag, Unheil und Verwirrung hereinzubrechen drohte. Wie oft mögen dadurch gewaltsame Entschließungen veranlasst werden.”

Dieses Zitat von Otilie aus Goethes Wahlverwandtschaften trifft doch ziemlich gut, was ich zu diesem Thema denke. Mit keinem anderen Problem wird man als Jugendlicher so oft konfrontiert wie mit diesem, weshalb ich im Folgenden einen Beitrag dem Trinkverhalten der heutigen Generation widmen möchte. Ich selbst trinke und rauche nicht und bin froh, nicht aus Erfahrung sprechen zu müssen. Von Freunden bekomme ich jedoch täglich Geschichten erzählt und im Netz sind zahlreiche Zeugen in Bild- und Textform zu finden, weshalb ich mich dennoch gut informiert fühle.

Erste Erlebnisse

Vor einigen Jahren besuchten Toni und ich, als wir beide noch fünfzehn waren, ein Klassentreffen unserer ehemaligen Grundschulklasse, und waren entsetzt, wie die einst so netten, mitunter nervigen Jugendlichen sich derart verhalten konnten. Sie tranken von Zuhause mitgebrachtes oder von älteren Geschwistern gekauftes Bier, randalierten, indem sie einen Bauzaun erkletterten, Flaschen achtlos wegwarfen und schreiend durch den Ort zogen, verhielten sich unfreundlich gegenüber Passanten und fanden es gut, was sie taten. Schon damals konnte ich nur den Kopf schütteln und war froh, als dieser Tag und dieses Erlebnis vorbei war.

Und so ist es heute

Wie aus diesem Artikel hervorgeht, scheint man heutzutage nur “dabei” zu sein, wenn man mit seinen Freunden sich irgendwo draußen betrinkt.
Geburtstage mit weniger als zwanzig Partygästen und ohne sinnlose Trinkspiele oder Wetten sind kaum noch vorstellbar. Dort, wo man sich früher traf, Geschenke austauschte und Kuchen aß, gibt es nun Pudding mit Wodka und verschenkt wird irgendetwas Anzügliches. Dort, wo man sich früher traf und in kindlicher Unschuld miteinander “spielte”, wird nun “vorgeglüht”, wie es in der Jugendsprache heißt.
Alkohol darf auf keiner Party fehlen, denn ohne ihn kann man nicht feiern, heißt es oft. Wer nichts trinkt, ist uncool, ein Außenseiter. Es bleibt aber nicht nur bei ein oder zwei Flaschen, gleich der ganze Keller muss ausgetrunken werden. Dazu kommen dann peinlichen Bilder, die häufig auf Facebook enden und mit noch peinlicheren Kommentaren versehen werden, der verkaterten Jugendlichen, die in der Schule stolz von ihren Blackouts erzählen. Wer kann mir da noch erzählen, dass der eigentliche Feieranlass nicht in den Hintergrund rückt?
Dass heißt natürlich nicht, dass nur auf Festen getrunken wird. Wer kennt sie nicht, die alkoholisierten Jugendlichen, die in Freistunden schnell in den nächsten Supermarkt verschwinden?

Verschweigen möchte ich natürlich auch nicht die andere süchtig machende Droge: Nikotin. In den letzten Jahren haben sich Wasserpfeifen, so genannte Shishas, etabliert; es soll sogar ganze Bars geben, die diesen ungesunden Stoff anbieten. Immer mehr Jugendliche sind Besitzer eines solchen Gerätes und erweisen sich in der Handhabung als wahre Experten.
“Normale” Zigaretten sind allerdings nicht aus der Mode gekommen. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen nur Lehrer häufiger mal den Unterricht vorzeitig verlassen, um ihre Laster zu fröhnen. Mittlerweile stehen auch die minderjährigen Schüler gerne auf und kommen erst zur nächsten Stunde wieder.
Dass selbst diese, häufig nicht einmal Achtzehnjährigen, bereits süchtig sind, sieht man bedauernswerterweise daran, dass sie genau wissen, dass Rauchen ungesund ist und trotzdem nicht damit aufhören, weil sie es nicht mehr können.

Was ich darüber denke

Von mir aus sollen die Jugendlichen alles konsumieren, was legal ist – ich wehre mich nur gegen den übermäßigen Konsum und dessen Verherrlichung. Offen gesagt widern mich die Jugendlichen an, die sich den Verstand aus dem Kopf trinken, in die Gegend kotzen und sich am nächsten Tag nicht mehr daran erinnern. Erbärmlicher wird es dann nur noch, wenn die Jugendliche vor anderen mit ihren Abenteuergeschichten prahlen. Das Schlimme daran ist, wie bereits erwähnt: Viele wissen, dass es ungesund ist und tun es trotzdem. Sie nehmen es in Kauf, quasi von einer fremden Macht die Vernunft gestohlen zu bekommen, und werden redselig, leider zum Teil auch aggressiv. Andere, die sich nicht darauf einlassen wollen, werden verhöhnt, verspottet und gehören nicht dazu.

Ist das Bestandteil des Erwachsenwerdens? Die Rebellion gegen die Eltern, das Ausprobieren von Verbotenem? Quasi der Sturm und Drang von heute? Aber was ist dann mit allen anderen, die Maß und Ziel kennen? Vielleicht ist es auch nur eine Flucht aus dem stressigen Alltag. Doch wenn ich mit meinem Leben nicht zurechtkomme, wird mir eine bewusstseinsverändernde Droge, ob flüssig oder gasförmig, auch nicht weiterhelfen.

Fazit

Ich kritisiere ausdrücklich nicht den Konsum allgemein, sondern diejenigen, die über die Strenge schlagen. Dazu gehören natürlich nicht nur Jugendliche, aber bei ihnen fällt es in besonderem Maße auf.
Ich werde diese Jugendlichen nicht ändern können und das versuche ich erst gar nicht. Dennoch möchte ich diese Zustände ansprechen und nicht einfach darüber hinwegsehen, mit was mancherlei Jugendlicher sein Wochenende verbringt.

Und was denkst du dazu?

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