Autorenvorstellung: Friedrich Schiller (1759-1805)

„Eine große und allgemeine Geistesrevolution werde ich schwerlich Zeit haben, in mir zu vollenden, aber ich werde tun, was ich kann, und wenn endlich das Gebäude zusammenfällt, so habe ich doch vielleicht das Erhaltenswerte aus dem Brande geflüchtet.“
– Schillers Selbstporträt an Goethe, 31. August 1794

Seit meiner Autorenvorstellung zu Hölderlin hat es sich bei mir etabliert, vor dem eigentlichen Text einen kleinen persönlichen Kommentar zu hinterlassen. Schließlich geht es mir nicht nur darum, über den entsprechenden Autor (leider noch keine Autorinnen zum jetzigen Stand) zu informieren, sondern auch meine Meinung, Eindrücke und Leseerfahrungen zu teilen. Nun also Schiller; einer meiner Lieblingsschriftsteller bzw. –dramatiker. Nimmt man noch außerliterarische Aspekte mit dazu, biographische, rezeptionsgeschichtliche etc., dann sogar mein Lieblingsschriftsteller.
Viele kennen ihn heutzutage wohl durch den Schulunterricht, namentlich als Autor von Wilhelm Tell, An die Freude oder Die Bürgschaft, von Sprichwörtern oder als Teil des oftmals zitierten „Goethe und Schiller“ (das mehr Gemeinsamkeiten evoziert als es tatsächlich gab!). Wie komme ich ausgerechnet darauf, diesen Autor als Lieblingsschriftsteller zu bezeichnen? An dieser Stelle würde ich gerne eine elaborierte Antwort geben, eine, die meine besondere literarische Bewandtnis hervorkehrt und anderen als Vorbild dient. Tatsächlich ist der Grund jedoch banal und von jedem Sachurteil weit entfernt: Zu Beginn meines literaturgeschichtlichen Interesses habe ich auf einem Bändchen der Reihe Suhrkamp BasisBibliothek ein Porträt von ihm gesehen und fand ihn gutaussehend, woraufhin ich mir das Buch mit dem entsprechenden Porträt gekauft habe: Kabale und Liebe (aus demselben Grund kurz darauf auch Die Jungfrau von Orleans). Ein lächerliches Kriterium, ich weiß, aber als Fünfzehnjährige ohne wirkliche Literaturkenntnis habe ich auf diesem Weg meinen Einstieg gefunden zu einem wahrhaftig faszinierenden Schriftsteller mit einem viel zu kurzen Leben, mit einer Sprache, die seinesgleichen sucht und Thematiken, die bis heute aktuell sind.
Es gäbe so viel über Schiller und sein Werk zu schreiben, zu diskutieren, zu interpretieren – alles Dinge, die ich hier leider nicht leisten kann. Aber vielleicht gelingt es mir ja, ein kleines, launiges, Interesse weckendes Porträt zu gestalten, das andere dazu ermuntert, sich selbst einmal mit diesem Autor zu befassen.

Die Jugend

Johann Christoph Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren. Dort verbringt er zusammen mit seiner Familie – Vater Johann Kaspar, Mutter Elisabeth und Schwester Christophine – jedoch nur wenige Jahre, denn schon 1764 ziehen sie nach Lorch und 1766 nach Ludwigsburg um. Dies hängt mit dem Beruf des Vaters zusammen: Schillers Vater war Regimentsmedicus und musste häufiger seinen Standort wechseln. Bedingt durch diesen Beruf war der Vater eng an den Herzog Karl Eugen gebunden, der eine entscheidende Rolle in Schillers Leben spielte. Jener Herzog legt Wert auf eine gute Ausbildung seiner Zöglinge; wohl auch, weil er sie für sich selbst braucht. 1771 gründet er eine Militär-Pflanzschule in Ludwigsburg, die 1775 nach Stuttgart zieht und in „Hohe Karlsschule“ umbenannt wird. Auch Schiller soll dort hin, obwohl das Fach, das er studieren will, Theologie, dort nicht angeboten wird. Wehren kann sich die Familie nicht, ohne Nachteile zu befürchten und so stimmen sie nach der dritten Aufforderung endlich zu. Mit der Einverständniserklärung vermachen sie den Sohn dem Herzog, der die Kontrolle über die Schüler besitzt.

Die Anfänge als Schriftsteller

1773 kommt Schiller mit vierzehn Jahren an die Karlsschule und beginnt, Jura zu studieren. 1776 wechselt er zur Medizin, trotzdem behagt dem Jugendlichen der militärische Drill und die strenge Kleiderordnung nicht. Lieber betätigt er sich schriftstellerisch, wobei ihn besonders sein Lehrer Abel, der insgeheim ein Freund der Geniezeit ist, unterstützt und ihm vieles vermittelt; 1776 erscheint in einer Literaturzeitung sein erstes Gedicht Der Abend, ein Jahr darauf sein zweites, Der Eroberer. 1779 schreibt Schiller seine erste Dissertation, die jedoch abgelehnt wird. Als Folge muss er ein weiteres Jahr auf der Schule bleiben, was ihm außerordentlich missfällt. Seine zweite Dissertation wird ebenfalls angelehnt, die dritte – eine überarbeitete Fassung der ersten – schließlich angenommen. Im Dezember 1780 darf Schiller die Karlsschule verlassen, aber dem Kreis des Herzog ist er damit nicht entronnen. Er wird mehr oder weniger dazu gezwungen, unter miserablen Bedingungen, d. h. mit kaum ausreichendem Gehalt und schlechter Behausung, als Regimentsmedicus zu arbeiten. Ein guter Arzt ist er nicht.

Der junge Mann hat aber einen Plan B in der Tasche: Bereits vor seiner Entlassung aus der Schule ist sein Theaterstück Die Räuber fertig, das er heimlich während der Schulzeit geschrieben hat. 1781 erscheint es zunächst anonym und im Selbstdruck, im Januar 1782 wird es in Mannheim uraufgeführt. Das Stück macht Furore und Schiller wird zu einem berühmten Autor. Mit einem Freund ist der junge Mann selbst bei der Aufführung anwesend, obwohl ihm unangemeldete Reisen nicht gestattet waren. Zunächst erfährt der Herzog davon nicht. Erst nach einem zweiten Ausflug im Mai mit zwei älteren Freundinnen wird er davon in Kenntnis gesetzt und lässt Schiller für zwei Wochen einsperren.

Der Drang nach Freiheit

Kaum wieder auf freiem Fuß wird ein Machtwort gegen Schiller  gesprochen: Wenn er weiter seine schriftstellerischen Arbeiten betreibe, würde man ihm noch größere Strafen antun. Der Grund dafür ist ein Sart in den Räubern, in dem der Schweizer Kanton Graubünden als Athen der Gauner bezeichnet wird. Der Herzog will keinen Ärger mit besagtem Kanton verursachen, außerdem ist er kein Freund schöner Literatur, besonders nach der Schubart-Affäre hegt er ein großes Misstrauen gegen sie. Ein schwäbischer Schriftsteller namens Schubart hat gegen den Herzog geschrieben, woraufhin man ihn in eine Falle lockte und in der Burg Hohenasperg einsperrte.

Vielleicht war es diese Zeit, die Schillers Drang nach Freiheit entfesselte. Das strenge, unwürdige Leben in Stuttgart war ihm jedenfalls zuwider. Er wusste, dass ihm Ähnliches wie Schubart angetan werden würde, und, dass er seine Familie womöglich nicht mehr wiedersehen würde, andererseits konnte er nach dem Erfolg seiner Räuber das Schreiben nicht aufgeben. Letztendlich gab ihm die Drohung den Auslöser zur Flucht.

Am 22. September 1782 findet in Stuttgart ein großes Fest statt, das Schiller nutzt, um ungesehen fliehen zu können. Mit dabei: Der Musiker Andreas Streicher, der nach Hamburg reisen will und Schiller begleitet. Außerdem im Gepäck: Schillers neues Drama Die Verschwörung des Fiesko zu Genua, das bis auf die beiden letzten Szenen bereits fertig gestellt ist.

Am angesehenen Mannheimer Theater sieht Schiller seine Zukunft. Zunächst aber macht man dem Fahnenflüchtigen keine konkreten Versprechungen. Aus Angst, entdeckt und ausgeliefert zu werden, fliehen Schiller und Streicher Anfang Oktober zu Fuß nach Frankfurt – denn Geld für eine Kutsche besitzen sie nicht. Mitte Oktober geht es weiter nach Oggersheim, wo ein Angestellter des Theaters den beiden ein Quartier besorgt. Doch auch dort sind sie nicht sicher. Ende November macht sich Schiller allein auf den Weg nach Thüringen zum Gut Bauerbach, wo die Mutter eines ehemaligen Schulkameraden lebt. Die Bedingungen sind dabei mehr als schlecht: Es ist kalt und Schiller besitzt kaum Geld und ausreichende Kleidung. Trotzdem kommt er am 07. Dezember dort an. Auf dem Gut bleibt er bis zum Sommer. In dieser Zeit entsteht Kabale und Liebe, zu diesem Zeitpunkt noch Luise Millerin genannt, und die Arbeiten am Don Karlos beginnen. Nebenbei verliebt sich Schiller in die Tochter der Gutsbesitzerin, Charlotte von Wolzogen, doch seine Liebe wird nicht erwidert. Mitte Juli reist er ab, da sich nun wieder neue Aussichten in Mannheim bilden.

Tatsächlich hofft man auf den Autor der Räuber und stellt ihn am 01. September 1783 für ein Jahr als Theaterdichter an unter der Bedingung, drei Stücke abzuliefern. Es dauert jedoch nicht lange, bis Schiller den Missmut des Theaters auf sich zieht. Die Schauspieler fürchten Konkurrenz beziehungsweise verspotten ihn aufgrund seines Eigensinns. Zudem liefern der Fiesko und Kabale und Liebe dem Intendanten Dalberg nicht den nötigen Erfolg..

In Mannheim scheint ihn nun nichts mehr zu halten. Trotzdem braucht er Geld, um seine entstandenen Schulden zu tilgen und leben zu können. Gerade rechtzeitig empfängt er einen Brief von vier anonymen Personen aus Leipzig, die Schillers Talent erkennen und ihn unterstützen wollen. Dieses Schreiben erhält Schiller im Mai 1784, doch erst im Dezember antwortet er. Anfang April 1785 steht sein Entschluss, nach Leipzig zu fahren und seine „Freunde“ zu besuchen, fest. Er verabschiedet sich von Streicher, den er nie mehr wieder sieht, und fährt los.

Der Körner-Kreis

Christian Gottfried Körner und dessen Freundeskreis empfangen Schiller mit großem Wohlwollen, sorgen für seine Unterkunft und geben ihm finanzielle Unterstützung. Körner wird mit der Zeit zu Schillers engstem Vertrauten und auch Schiller scheint sich nach den unbarmherzigen Jahren wieder befreiter seinen literarischen Arbeiten widmen zu können. Seine dramatische Ader stockt jedoch zunächst, weshalb er von Dramen Abstand nimmt und sich der Geschichte, der Antike und der Philosophie widmet.
Gleichzeitig sieht er eine Möglichkeit, mit den großen Schriftstellern des Landes und insbesondere Goethe, in Kontakt treten zu können. Er besucht mehrmals Weimar und die Umgebung, aber er ist nicht erfolgreich. Goethe zeigt sich durchaus hilfsbereit gegenüber dem Jüngeren, indem er ihm beispielsweise eine Professur an der Jenaer Universität verschafft, ansonsten vermeidet er den Kontakt mit ihm. Auch Schillers Meinung ist oftmals nicht die beste: er vergleicht sich mit Goethe und ist neidisch darauf, dass dieser sein Glück praktisch nur einsammeln muss, während er es sich hart erkämpfen muss. Es sollte noch eine Weile dauern, bis das Eis zwischen beiden bricht.

Der Durchbruch als Schriftsteller

Zunächst einmal heiratet Schiller 1790 Charlotte von Lengefeld, mit der er bis zu seiner Übersiedlung nach Weimar 1799 in Jena lebt. Anfang der Neunziger schreibt er geschichtliche Abhandlungen, beispielsweise über den Dreißigjährigen Krieg oder den Abfall der Vereinigten Niederlande von Spanien und entwickelt seine eigenen philosophischen Ansichten.
1794 kommt es durch Zufall zur Freundschaft der beiden Schriftsteller: bei einem Naturkongress in Jena kommen sie ins Gespräch; Schiller hatte den Älteren bereits schriftlich eingeladen, an seiner neuen Zeitschrift, den „Horen“ mitzuwirken. Goethe sagt tatsächlich zu und läutet damit ein neues und überaus produktives Schaffensbündnis ein. Neben den gemeinsamen Xenien und dem Balladenwettstreit fördert Goethe einige erfolgreiche Werke zu Tage, während Schiller kurz vor Ende des Jahrhunderts seine philosophischen Arbeiten abschließt und sich wieder den Dramen widmet. Ab 1799 bis zu seinem Tod liefert er ein Theaterstück nach dem anderen ab, die meist sofort am Weimarer Theater aufgeführt wurden. Nicht jedes Werk wird gut aufgenommen, aber jedes trägt dazu bei, Schiller ein Stück unsterblicher zu machen.

Schiller liebt die Freiheit; sie war ihm seit seiner Jugend an alles und bleibt es bis an sein Lebensende, was er durchaus auch äußerlich zeigt: Er hasst Perücken und trägt sein rotblonden Locken am liebsten offen. Außerdem legt er nicht viel Wert auf Kleidung, was später u. a. den “Schillerkragen” prägte. Körperlich hingegen ist er praktisch ein Wrack. Das unstete Leben in der Mannheimer Zeit hat seine Spuren hinterlassen, die sich in einem ersten großen Krankheitsanfall 1791 äußern, der ihn bis an den Rand des Lebens bringen und auch in den kommenden Jahren seine Nachwirkungen zeigt. Umso fleißiger stürzt er sich in seine literarischen Arbeiten. Ruhe ist Schiller ohnehin ein fremdes Wort, denn er versucht, sein Leben als Berufsschriftsteller zu bestreiten, was damals aufgrund von Raubdrucken u. ä. quasi unmöglich war. Im Gegensatz zu Goethe musste er schreiben und seine Zeitschriften und Almanache herausgeben, um Geld zu verdienen. Auf das Wohlwollen des Publikums ist er angewiesen. Ihm sich beugen, kommt ihm dabei aber nicht in den Sinn: Als er etwa keine Lust mehr auf seinen Fortsetzungsroman Der Geisterseher”hat, schreibt er ihn auch nicht mehr weiter, obwohl die Geschichte rund um das Thema Geheimbünde und Verschwörungen sehr gefragt und populär gewesen ist. Das übermäßige Arbeiten verlangt ihm jedoch seine Kräfte ab und nicht selten arbeitete Schiller Tag und Nacht an seinen Werken, ohne sich einmal ausgiebig zu erholen. Seine Genüsse von Alkohol und Tabak geben ihr übriges dazu. Menschenmengen kann der Hochgewachsene kaum ertragen, das Haus verlässt er nach seinem Krankheitsausbruch nur selten.

Das Ende

“Es ist der Geist, der sich den Körper baut”, schreibt Schiller in seinem Wallenstein. Vielleicht mag er dabei auch an sich gedacht haben. Seine Begeisterung am Schreiben und sein mächtiger Wille haben ihn sechsundvierzig Lebensjahre am Leben gehalten. Dann geht es nicht mehr.
Am 09. Mai 1805 stirbt Schiller und mit ihm die Weimarer Klassik. Goethe stellt später den angeblichen Schillerschädel auf seinem Schreibtisch stellte und verehrt den Freund in seinen späten Lebensjahren beinahe wie einen Heiligen verehrte. Man beerdigt den angesehenen Mann, doch als man danach seine Überreste suchen wollte, fand man ihn nicht wieder und nahm stattdessen einen großen Schädel, von dem man glaubte, dass er ihm gehöre. Sein Sarg ist heute leer.

Was bleibt?

Schriftsteller wie Hölderlin und Novalis haben Schiller verehrt und betrachteten ihn als großes Vorbild. Nach seinem Tod etablierten sich Schillerfeiern; auch seine Büste konnte man erwerben. Sein Freiheitsideal wurde den jungen Aufständigen später während des Vormärz zur Parole. Auch während der Kaiserzeit und dem Nationalsozialismus blieb Schiller ein gefeierter, oftmals entkontexttualisierter Autor. Bekannt ist er heutzutage für seine zahlreichen Denkmäler, die vielen Schillerstraßen und besonders für seine “Sinnsprüche”, bei denen man oftmals gar nicht weiß, dass sie von Schiller sind. Kein Wunder, denn in der Zeit des Kaiserreiches zerpflückten Leute, die etwas auf sich hielten, seine Werke und suchten sich die schönsten Zitate heraus. Sätze wie “Die Axt im Haus erspart den Zimmermann” und “Früh übt sich, er ein Meister werden will” aus Wilhelm Tell oder “Ich kenne meine Pappenheimer” aus Wallenstein haben ihren Einzug ins allgemeine Sprachgut gefunden.

Schiller gilt oftmals als schwierig zu lesen. In seinen Sturm und Drang-Werken ist es die wilde, bilderreiche Sprache, in der Klassik das Versmaß und überhaupt seine pathetischen Ausdrücke. Wenn er kritisiert wird, dann häufig aufgrund seiner idealen Figuren, die so gar nicht existieren können oder zu kalt, zu marionettenhaft sind.

In seinem letzten Brief an Wilhelm von Humboldt (02.04.1805) schrieb Schiller: “Und am Ende sind wir ja beide Idealisten und würden uns schämen, uns nachsagen zu lassen, dass die Dinge uns formten und nicht wir die Dinge.” Schiller war Idealist und er war es vielleicht wie kein anderer. Alle seine Werke sind von seinen Vorstellungen durchflutet, von den Räubern bis zu seinem unvollendeten Demetrius-Fragment. Er bietet keine naturverherrlichenden Oden wie Klopstock und auch keine herzzerreißenden Liebesgedichte oder möglichst “lebensweltliche” Romane wie Goethe (beides frühe Vorbilder), sondern widmet sich ganz seiner Freiheit und seinen Ideen. Selbst wenn er einmal das Thema Liebe behandelt, wie in Kabale und Liebe, dann nur, weil er seinem Publikum konkrete Probleme und Fragen aufzeigen möchte. Seine Arbeiten waren nicht persönlich und nur ganz vereinzelt wird man Details aus seinem Leben verarbeitet finden. Er selbst nannte dies später „sentimentalisch“.

In seinen Dramen, für die er heutzutage bekannt ist, hat er überwiegend historische Ereignisse verarbeitet und nicht zuletzt einen entscheidenden Beitrag geleistet, Figuren wie Wallenstein, Maria Stuart und besonders Wilhelm Tell im Gedächtnis der Menschen zu verankern.

Seine Gedichte und Balladen beschäftigen sich vornehmlich mit Figuren und Sagen der antiken Sagenwelt und zeigen, dass er auch ein hervor-ragender Dichter war. Die Vorstellung der Antike um 1800 hat Schillers Werke maßgeblich beeinflusst.

Seine Philosophie legte den Grundstein für viele spätere Philosophen, die sich auf seine Ideen beriefen. Dabei hantiert er mit Begriffen wie Ästhetik, Anmut und Würde, die man heutzutage wohl anders definiert, und man mag vielleicht nicht immer sofort den Sinn hinter seinen Ausführungen verstehen, aber Schillers Theorien zeigt uns, wie er selbst seine Arbeit gesehen hat. Seine Spieltheorie besagt, dass der Mensch nur da ganz Mensch sei, wo er spiele. In der Kunst fand das „Spiel“ für ihn ihren höchsten Ausdruck. Wir brauchen die Kunst, damit wir am Leben nicht zugrunde gehen. Schiller brauchte sie, um sich selbst zu verwirklichen; er wollte für sich und auch die Menschen mehr sein als nur ein verarmter, unterdrückter Regimentsmedicus. Und das tat er. Arzt, Theaterautor, Dichter, Philosoph, Zeitschriftenherausgeber, Historiker – all das ist er in seinem kurzen Leben gewesen, mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Heutzutage ist Schiller – so mein Eindruck – in der öffentlichen Wahrnehmung weit hinter Goethe gerückt. Und selbst im akademischen Kontext habe ich die Erfahrung gemacht, dass Goethe der bevorzugtere Autor ist, was Veranstaltungsthemen angeht. Ich weiß nicht, ob sich daran irgendwann noch mal etwas ändern wird. Verdient hätte er es.

Wenn ich mir denke, dass in der Welt vielleicht mehr solche Zirkel sind, die mich unbekannt lieben und sich freuen, mich zu kennen, dass vielleicht in hundert oder mehr Jahren – wenn auch mein Staub schon lange verweht ist – man mein Andenken segnet und mir noch im Grabe Tränen und Bewunderung zollt, dann freue ich mich meines Dichterberufes und versöhne mich mit Gott und meinem oft harten Verhängnis.
– Schiller in einem Brief an Charlotte von Wolzogen, 1784

Siehe auch: Wissenswertes über Klassiker: Goethe und Schiller

Quellen und Werke zum Weiterlesen:

Zitierfähige Werkausgaben:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke in fünf Bänden. Hrsg. von Albert Meier, Peter-André Alt, Wolfgang Riedel. München 2005.
Friedrich Schiller: Schillers Werke. Nationalausgabe. Historisch-Kritische Ausgabe. Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs, des Schiller-Nationalmuseums und der Deutschen Akademie; Hrsg. von Julius Petersen [u. a.]. 43 Bde. Böhlau, Weimar ab 1943.
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke. Berliner Ausgabe. 10 Bände. Hrsg. von Hans-Günther Thalheim [u. a.] Berlin/Weimar 1980-2005.

Handbücher/Lexika/Bibliographien.
Barbara Wais: Die Schiller Chronik. Frankfurt/M. 2005.
Schiller-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Hrsg. von Matthias Luserke-Jaqui. Stuttgart 2001.
Schiller-Handbuch.  Hrsg. von Helmut Koopmann. 2. Auflage Stuttgart 2011.

Zu Schillers Leben:
Peter-André Alt: Schiller. Leben – Werk – Zeit. 2 Bde. München 2000.
Marie Haller-Nevermann: Friedrich Schiller. Ich kann nicht Fürstendiener sein. Eine Biographie. Berlin 2004.
Volker C. Dörr.: Friedrich Schiller. Frankfurt/M. 2005 (= Suhrkamp BasisBiographie).
Rüdiger Safranski: Schiller – oder Die Erfindung des Deutschen Idealismus, München 2007.
Helmut Koopmann: Schiller und die Folgen. Metzler, 2016.

Fiktionale Werke, in denen es hauptsächlich um Schiller geht:
Thomas Mann: Schwere Stunde (1905), Robert Löhr: Das Erlkönig-Manöver (2007)

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