meine beste englische Freundin Shabs

Ein Auslandsjahr in der Schulzeit – Teil 2: Erfahrungen

Hier nun der zweite Teil meiner Reihe “Ein Auslandsjahr in der Schulzeit”. Während es letztes Mal um die Vor- und Nachteile eine Auslandsjahres geht, möchte ich hier von Erfahrungen berichten und damit die Vor- und Nachteile näher beschreiben. Daher empfehle ich, den ersten Teil vor diesem Artikel zu lesen.

 

Generelle Informationen

Um erst einmal die Basics zu meinem Auslandsjahr zu sagen: Mein Auslandsjahr habe ich im Schuljahr 2012/2013 in Blackpool, England absolviert. Blackpool ist ein Touristenort direkt an der englischen Westküste zwischen Liverpool und der schottischen Grenze voller Attraktionen direkt am Meer (für ein Auslandsjahr also eher ungeeignet…). Dort habe ich ein sehr gutes, modernes und ausgezeichnet ausgestattetes College mit supernetten Lehrern, interessanten Kursen und einem etwas anderen Schulsystem besucht. Des Weiteren habe ich in einer Gastfamilie, die aus einer etwas älteren Dame, 3 Hunden und einer Katze besteht, zusammen mit einer norwegischen Austauschschülerin der gleichen Organisation (EF) gelebt.

 

Sprache

Das Erlernen der Sprache fiel mir nicht sehr schwer; schon vorher habe ich England und Englisch geliebt (der Grund für mein Ziel) und beherrschte dieses schon recht gut. Trotzdem habe ich in diesem Jahr sehr, sehr viel mehr gelernt, kenne Redewendungen, kann über eigentlich alles flüssig reden und kann schwere Texte verstehen und schreiben.
Grundsätzlich gilt aber: Je mehr man vorher schon konnte, desto mehr nimmt man aus dem Jahr an Sprache letztendlich mit. Man sieht zwar die Fortschritte selber nicht so gut, aber während jemand, der vorher nicht so gut die Sprache beherrschte, sich erst einmal mit den mittelschweren Dingen beschäftigen muss und diese am Ende gut kann, darf der Fortgeschrittenere am Ende die schweren Dinge mitnehmen und hat ein ganz anderen Niveau erreicht.
Es stellt sich nur die Frage, ob es wirklich nötig ist, eine Sprache perfekt zu beherrschen, oder ob es nicht genug ist, sich gemütlich in mehreren Sprachen unterhalten zu können und sich vielleicht eher an einer neuen, ungewöhnlichen oder schwer erlernbaren Sprache zu versuchen.
Ich persönlich bin zwar froh, nun britisches Englisch so gut zu können, andererseits hätte ich jetzt im Nachhinein vielleicht eher ein Land gewählt, in dem ich eine komplett neue Sprache flüssig hätte lernen können und dadurch zwei Sprachen gut anstatt nur eine sehr gut zu sprechen. Aber das ist natürlich jedem selbst überlassen.

 

Kultur

Wie schon in den Vorteilen beschrieben, braucht es mehr als ein Jahr und erst recht mehr als ein halbes Jahr, um eine Kultur komplett zu verstehen.
Ich muss zugeben, dass es mir zwischenzeitlich sehr schwer gefallen ist, mich mit der englischen Kultur anzufreunden, obwohl diese unserer vermeintlich ähnlich ist, ähnlicher zumindest als vielen anderen Kulturen. Das lag zumindest in meinem Fall aber daran, dass ich die Kultur schlichtweg nicht richtig verstanden hatte. Das möchte ich an meinen Erlebnissen erläutern:
Engländer sind oft für ihre Toleranz bekannt. Oft hatte ich allerdings den Eindruck, dass es sich weniger um Toleranz, denn um Ignoranz handelt. Leute fragen Dich: “You alright?” und gehen an Dir vorbei. Selbst nach einem halben Jahr habe ich das noch gedacht und mich nach zu Hause zurückgesehnt. Später ist mir aber klar geworden, dass Engländer stets ein offenes Ohr für Dich haben. Vielleicht sieht es auf den ersten Blick nach Ignoranz aus, doch kein Engländer würde einem die Hilfe verneinen, wenn man nur zu ihm geht und ihm seine Sorgen anvertraut. Und natürlich gibt es immer welche, die blöde Kommentare über Klamotten, Style etc machen, doch bei den Engländern ist mir aufgefallen, dass man viel eher Komplimente als Beleidigungen bekommt.
Und ich habe ein Jahr gebraucht, um das zu verstehen, daher kann ich nur jedem nahe legen, ein Jahr, und nicht ein halbes, im Ausland zu verbringen.

 

Schule

Die Schule ist natürlich in jedem Land anders. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich sehr froh bin, ein anderes Schulsystem erlebt haben zu dürfen. Es hat mir die Möglichkeit gegeben, viele Dinge zu lernen, die ich in Deutschland nicht hätte lernen können. Vor allem habe ich auch die Vorteile unseres Schulsystems zu schätzen gelernt, aber auch die Vorteile des fremden Schulsystems. Dadurch entwickelt man insbesondere auch andere, verbesserte und auf einen zugeschnittene Lernmethoden. Allerdings sagt nicht jedem jedes Schulsystem zu. Das Schulsystem in England hat mir persönlich sehr gut gefallen, aber andere haben sich eher schwer getan… Auf jeden Fall ist es eine wertvolle Erfahrung und eine offene Tür zu vielen Möglichkeiten!

 

Hobbies und Interessen

Gerade in einem Auslandsjahr so weit weg von zu Hause sollte man alles ausprobieren, was man kann, um volles Potenzial aus einem Auslandsjahr zu schöpfen. Viele Dinge mögen einem auf den ersten Blick seltsam und abstoßend erscheinen, doch hat man es erst einmal ausprobiert, macht es plötzlich einen Heidenspaß. Vor allem soll man doch später nicht denken müssen: “Ach, hätte ich das damals mal gemacht, als ich so eine gute Gelegenheit dazu hatte.”
Man sollte vor allem viel raus gehen und sich Hobbies mit vielen Menschen suchen, um dort Kontakte zu knüpfen, denn diese machen das Auslandsjahr um einiges schöner und interessanter. Und wozu macht man ein Auslandsjahr, um am Ende doch nur doof im neuen zu Hause rumzugammeln? Das hätte man auch im eigenen Land machen können.

 

Menschen und soziale Kontakte

Eigentlich der größte Teil eines Auslandsjahres sind die Menschen des Landes; seien es Lehrer, die einem etwas beibringen, Freunde und Bekannte, an denen man seine Sprachkenntnisse erprobt und erweitert oder die Familie, die einen beherbergt und wie ein eigenes Kind behandelt (oder es zumindest sollte). Es lohnt sich auf jeden Fall, so viele Kontakte und Freunde wie möglich zu finden, da man so am besten Sprache, Kultur und Land kennenlernt und darüber hinaus eine Menge Spaß haben kann und Freunde fürs Leben findet.
Allerdings können Menschen einem auch gehörig die Suppe versalzen… Mir selber ist es zum Glück nicht passiert, aber eine Austauschschülerin (nennen wir sie mal Lea) wurde von ihrer Gastschwester, die ebenfalls eine Austauschschülerin war, und ihrer Gastfamilie einfach nur unmenschlich behandelt. Die Gastschwester behauptete zum Beispiel, Lea habe ihre Extensions gestohlen, die man später bei der Gastschwester selber im Müll fand, oder Lea habe ihr 20 Pfund geklaut, was ich mir bei mir beim besten Willen nicht vorstellen kann. Und das waren nicht die einzigen Anschuldigungen. Später begann sie, Gerüchte über Lea zu verbreiten, die hinten und vorne nicht stimmen konnten, da sie jedem etwas anderes erzählte, was die meisten aber leider nicht mitbekamen, sodass Lea das Kontaktknüpfen umso schwerer fiel.
Von ihrem Gasteltern, die zum allen Überfluss auch noch die für unsere Region zuständigen Mitarbeiter der Organisation waren (zu der Tauglichkeit der Organisation in einem späteren Artikel mehr), wurde sie dann auch auch “bitch” bezeichnet und Lea konnte sich mitanhören, wie ihre Gasteltern ihren Freunden am Telefon erzählte, wie sehr sie sie hassten etc.
Bei solchen Fällen ist das Auslandsjahr dann eher nicht so vergnüglich. Die meisten Organisationen bieten allerdings an, die Familie zu wechseln und damit, wenn es zu schlimm ist, auch die Stadt, aber Lea hat diese Möglichkeit aus mir unbekannten nicht genutzt.

 

So viel erst einmal zu meinen Erfahrungen. Im nächsten Artikel möchte ich ein paar Tipps geben, unter anderem zum Umgang mit einem Kulturschock, Knüpfen von Kontakten, Aussuchen von Hobbies, Umgang mit Sprache und Schule etc.

 

Übersicht

Vor- und Nachteile
Erfahrungen
Tipps
Welches Land? Welche Organisation?
Meine Erfahrungen mit England
Zusammenfassung und Fazit

Und was denkst du dazu?

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.