Mein zweites Mastersemester
Der letzte Blogbeitrag hier auf der Website ist nun doch schon etwas länger her – was nicht heißt, dass ich in der Zwischenzeit nichts geschrieben hätte, ganz im Gegenteil! Innerhalb der letzten vier Wochen habe ich drei Hausarbeiten verfasst, was praktisch meine Zeit vollständig eingenommen hat. Ich bin nämlich jemand, der Dinge am liebsten nacheinander erledigt. Selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte mich gar nicht auf ein Buch konzentrieren (und derer haben sich hier einige angesammelt) oder mich entspannen können, da ich weiß, dass noch eine Hausarbeit wartet. Aber jetzt, da ich endlich fertig bin, habe ich Zeit, auf das vergangene Semester zurückzublicken und auch schon ein wenig nach vorne zu schauen.
Das Semester begann, wie es aufgehört hat: Mit Frauenlob. Letztes Sommersemester habe ich, wie hier und hier ausführlich erwähnt, ein Projektseminar anlässlich des 700. Todestags des Mainzer Dichters Frauenlob besucht, dessen Ziel es war, eine von Studierenden getragene, kreative Ausstellung über besagten Dichter zu gestalten. Die ganzen Ferien lang hatten wir gebastelt, geschrieben (das war vor allem meine Aufgabe) und aufgebaut, bis kurz vor Semesterbeginn am 10. Oktober erfolgreich die Eröffnung stattfand. Zweimal hielt jeder aus dem Studierendenteam Aufsicht und durfte die Gäste willkommen heißen, dazu kamen von den Dozentinnen geleitete Sonderführungen. Bis Ende November haben uns so – wenn mich meine Erinnerung nicht trübt – etwas mehr als hundert Gäste besucht, abzüglich der Gäste an Vernissage und Finissage, deren Zahl allein bestimmt schon ins Dreifache reichte.
Während die Eröffnung relativ „klassisch“ mit Reden und Grußworten ablief, hatte die Abschlussfeier ein spektakuläres Programm zu bieten, darunter ein Poetry Slam im nebelumhüllten roten Licht und bei Glockenläuten. Die Abschlussrede für die Studierenden durften eine Freundin und ich halten – ein echtes Highlight für mich! Sicher wurden in der Ausstellung Fehler gemacht und auch im Team lief nicht alles perfekt; aber dafür, dass sie von etwa zwanzig Studierenden ohne museumspädagogische, graphische und marketingtechnische Erfahrung kreiert wurde, war das Ergebnis sehr sehenswert! Ein wenig merkwürdig war es schon, als dann am Nachmittag des 29. Novembers innerhalb von Windeseile die komplette Ausstellung abgebaut wurde. Aber die Erleichterung, dass der Stress vorbei war, überwog dann doch.
Was hat mich sonst begleitet in meinem insgesamt 8. Semester? Ich habe einiges über Utopien und Kurzgeschichten gelernt (vor allem die Tatsache, dass meine frühen Texte, die ich immer als Kurzgeschichte bezeichnet habe, eigentlich gar keine sind – Kurzgeschichten sind nämlich nicht einfach nur quantitativ kurz, sondern auch qualitativ), hatte erneut eine Studium generale-Übung, in der ich interessante Fakten zum Thema Wissenschaft erfahren habe und bin nun Expertin für deutsche Nominaldeklination! Tatsächlich war Deklination, egal, ob bei Substantiven, Adjektiven oder Artikeln, immer ein Thema, um das ich einen großen Bogen gemacht habe, denn ich habe es nie wirklich verstanden. Jetzt jedoch weiß ich, welche Bedeutung Kasus, Numerus und Genus haben, woher sie kommen, wie sich das Flexionsklassensystem entwickelt hat und vor allem, dass Sprache nicht nur im luftleeren Raum hängt, sondern wir bereits an der Art, wie ein Substantiv dekliniert wird, etwas über uns als Menschen und unsere Gesellschaft aussagen können. Nichts davon war etwas, was mich vorher leidenschaftlich interessiert hätte. Aber es muss ja auch nicht die 100. Goethe-Vorlesung sein, die immer wieder „mittags mit dem Glockenschlage zwölf“ beginnt und nie über die Zeit des jungen Goethe hinauskommt! Dafür saß ich zur Abwechslung mal in einer Thomas Mann-Vorlesung.
Ein weiterer Aspekt, der mich dieses Semester begleitet hat, ist mein Stipendium. Ohne, dass ich damit gerechnet hätte, kam im September die Benachrichtigung, dass ich für das Deutschlandstipendium, für das ich mich ein paar Monate zuvor beworben hatte, angenommen wurde. Die Urkundenverleihung im November sowie das Stipendiumsdinner im Januar waren wunderbare Momente.
Nicht ganz so denkwürdige Momente hat eines meiner Tutorien fabriziert: Abbruch wegen Feueralarm, Abbruch wegen fehlendem Strom und einmal war es tatsächlich soweit, dass niemand da war. Aber der Termin lag mit Fr. 16-18 mehr als ungünstig, wem kann man es da verübeln, nicht zu kommen?
In nicht mal mehr einem Monat beginnt mein letztes „richtiges“ Mastersemester. Auf dem Pflichtprogramm stehen noch eine Linguistik-Vorlesung, ein Linguistik-Seminar sowie je zwei Literatur-Seminare bei meinen beiden Lieblingsdozenten. Aber natürlich werde ich noch mindestens drei freiwillige Veranstaltungen obendrauf packen! Viele Möglichkeiten habe ich dazu ja nicht mehr. Wie immer bin ich sehr gespannt darauf, wie die Kurse werden und kann es schon kaum abwarten, bis es in knapp drei Wochen losgeht!