Projekt Promotion: Teil 1 – Promovieren, ja oder nein?
Nach der Schule hat es mich an die Universität verschlagen und dort werde ich nach meinem Studium auch erst einmal bleiben: Ab Oktober bin ich ganz offiziell Promotionsstudentin und habe (maximal) vier Jahre Zeit, eine Doktorarbeit zu schreiben. Um meine Erfahrungen festzuhalten, dachte ich mir, dass ich dafür eine kleine Reihe hier auf dem Blog starte. Ich habe mir vorgenommen, etwa alle 1-2 Monate zu berichten, was ich erlebe, welche Probleme (hoffentlich nicht) auftauchen, wie weit ich gekommen bin usw. Sicherlich keine wahnsinnig innovative Idee und ich verfolge auch nicht die Absicht, damit einen Ratgeber für andere zu schreiben (davon gibt es auch genug auf dem Markt), aber das stört mich nicht. Hauptsache, ich habe am Ende etwas, woran ich mich erinnern kann, und vielleicht ergibt sich ja doch der ein oder andere Tipp für jemanden!
In diesem ersten Artikel will ich zunächst über meine Motivationen für eine Promotion sprechen und wie sich alles entwickelt hat.
Promotion – ja oder nein?
Für mich stellte sich diese Frage tatsächlich nicht. Da ich schon früh im Studium Freude am akademischen Arbeiten hatte – sowohl am Hausarbeiten schreiben als auch am Unterrichten – und auch gute Leistungen erbrachte, stand für mich fest, dass ich die akademische Laufbahn einschlagen und promovieren möchte. Das heißt nicht, dass es damit schon getan war. Allein die Absicht, promovieren zu wollen, hievt einen nicht automatisch in die Promotion (dazu unten mehr). Aber ein wenig Ehrgeiz kann nie schaden!
Wer sich in der Wissenschaft langfristig etablieren will, für den führt kein Weg an einer Promotion und einem Doktortitel vorbei. Für mich persönlich ist der Doktorgrad aber nur zweitrangig. Es macht mir so viel Spaß, wissenschaftliche Texte zu verfassen und bisher bin ich in meinen Arbeiten (inkl. Bachelor- und Masterarbeit) so gut zurechtgekommen, dass ich keinen Zweifel daran hege, auch noch die Doktorarbeit zu meistern.
Für viele andere hingegen stellt sich die Frage schon. Promovieren kostet Zeit, Geld und (manchmal) Nerven, was nicht jeder aufbringen mag. Darum sollte man sich wirklich gut überlegen, ob man all dies investieren kann und möchte und sich über seine eigenen beruflichen Ziele bewusst sein. Für manche Jobs ist man mit einem Doktortitel überqualifiziert. Andersherum garantiert ein Doktortitel noch lange nicht, dass man sich in der Wissenschaft halten kann. Die Stellen sind rar und befristet, die Bezahlung oftmals schlecht, der Druck zu publizieren groß. Damit habe ich mich hier ausführlich beschäftigt.
Trotz dieser schlechten beruflichen Aussichten “tue ich mir das an”. Warum? Ich sehe mich einfach nicht in irgendeinem Bürojob von 9-17 Uhr werktags am Computer sitzen. Ich möchte etwas bewegen und zwar dergestalt, dass ich Menschen Wissen weitergebe und mein eigenes Können dazu einsetze, neues Wissen zu generieren. Ob ich das am Ende schaffe? Ich weiß es nicht. Aber ich bin zumindest sehr zuversichtlich.
Letzten Endes ist die Doktorarbeit “nur” ein Projekt. Keine Lebensaufgabe. Mit einem gut durchdachten Plan und einem festen Ziel erscheint diese unlösbare Mammutaufgabe schon viel greifbarer. Eine wissenschaftliche Studie mit 300-400 Seiten zu schreiben hört sich nach unglaublich viel an. Und ja, das ist es auch! Aber man hat auch entsprechend Zeit dafür. Wenn mir Bachelor- und Masterarbeit eines gezeigt haben, dann, dass man keine Angst vor Seitenzahlen haben muss, wenn nur der zeitliche Rahmen stimmt.
Voraussetzungen
Die Voraussetzungen, um für eine Promotion zugelassen zu werden, schwanken je nach Fach, Fachbereich und Universität. Voraussetzung sind aber in jedem Fall eine Betreuerperson, ein Thema und gute Noten. Gerade letztere sind enorm wichtig, denn das Thema mag noch so innovativ sein, wer einen bestimmten Schnitt nicht erreicht, wird formal nicht zugelassen. Teilweise ist sogar schon die Bachelornote von Belang! Diesbezüglich sollte man sich unbedingt rechtzeitig informieren (oder schon so gut sein, dass man gar nicht erst in Bedrängnis kommt, dass es vielleicht nicht reichen könnte). Zumal sorgen gute Noten dafür, dass Dozenten auf einen aufmerksam werden. Ich kenne Leute, die anders als ich gar nicht die Ambition hatten, zu promovieren und im Endeffekt dadurch “reingerutscht” sind, dass sie Leistungen zeigten und an die richtige Person gerieten, die ihnen eine Promotionsbetreuung angeboten hat. Vermutlich ist dies sogar der klassische Weg. Ich bin da eher den steinigen gegangen, aber bekanntlich führen ja viele Wege zum Ziel.
Promotionen können auch in Form einer strukturierten Promotion ablaufen, d. h. man bewirbt sich auf eine Promotionsstelle im Rahmen eines Projekts oder Graduiertenkollegs und ist dann noch weit stärker in ein Forschungsprogramm miteingebunden. Da das für mich aber nicht in Frage kam, habe ich mich für die Einzelpromotion entschieden.
Ab Oktober bin ich offiziell eingeschrieben, ich war jedoch diesen Sommer nicht untätig und habe viele Vorarbeiten geleistet, Recherchen angestellt und mein Thema verfeinert. Dazu dann im nächsten Beitrag mehr!